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Militär und Maori treffen sich am Nationalfeiertag traditionell auf einem Schiff der neuseeländischen Marine.
Neuseeländischer Nationalfeiertag ist der 6. Februar, der „Day of Waitangi“. An diesem Tag wurde im Jahr 1840 der „Vertrag von Waitangi“ unterzeichnet, eine Vereinbarung zwischen den kriegerischen Maori und der britischen Krone. Letztere versprach den „Ureinwohnern“ u.a. den Schutz von Land und Fischereirechten. Aber es gab von Anfang an ein englischsprachiges, ausführliches Dokument und eine Kurzfassung in Maori-Sprache, die sich beide inhaltlich durchaus unterscheiden. Hinzu kamen unterschiedliche kulturelle Konzepte von „Staat“, „Souveränität“ oder „Eigentum“. Die Maori gingen z. B. davon aus, dass sie auf verkauftem Land weiterhin ernten dürften – für die meist britischen Einwanderer ein klarer Fall von Diebstahl.
So ist die Gründung Neuseelands von Anfang an durch Missverständnisse geprägt. Der Vertrag konnte den Frieden nicht sichern. In den Neuseelandkriegen der 40er und 60er Jahre des 19. Jahrhunderts verlor die Maori-Kultur an Bedeutung, so dass man um 1900 von einem baldigen „Aussterben“ der Maori ausging. Das änderte sich jedoch wieder, insbesondere in den letzten Jahrzehnten. Heute hat der Vertrag von Waitangi Verfassungsrang und es gibt ein eigenes staatliches Waitangi-Tribunal, das sich bei Streitfragen mit Auslegung des Vertrags befasst (Mehr zur Früh- und Kulturgeschichte der Maori: ➥ Klimakrise führte nach Neuseeland, ➥ Maori aßen den Moa auf).
Der Ort, an dem die Verträge 1840 in einem großen Zelt unterzeichnet wurden, ist seit 1933 Gedenkstätte. 1940 wurden hier u.a. ein Maori-Versammlungshaus (Te Whare Runanga) errichtet und ein traditionell verziertes Bootshaus mit einem 35 Meter langen Einbaum für 76 Ruderer (Ngatokimatawhaorua, oben rechts) – der allerdings aus zwei Bäumen konstruiert wurde, also eigentlich ein „Zweibaum“ – und einem kürzeren Einbaum (oben links). Beide wurden in der traditionellen Technik aus Kauribäumen geschlagen (➥ Alt wie ein Baum). Am Nationalfeiertag kann man einmal im Jahr verfolgen, wie junge Maori hier den Haka tanzen, die Boote zu Wasser lassen und sie in eine benachbarte Bucht rudern.
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Im März 1832 entsandte das Vereinigte Königreich erstmals einen „Resident“ nach Neuseeland, den Offizier James Busby. Busby war dem Gouverneur von New South Wales (Australien), George Gibbs, unterstellt. Busby errichtete seinen Dienstsitz, ein in Australien vorgefertigtes, relativ luxuriöses Fachwerkhaus (!), oberhalb der Bucht von Waitangi, damals ein Zentrum des Handels mit den Maori. Dieses Haus gilt heute als das älteste Gebäude Neuseelands. Busby war übrigens nebenbei Weinbau-Experte, interessierte sich für Landwirtschaft und brachte die ersten Reben mit. In seinem Garten pflanzte er den ersten neuseeländischen Wein und war von dessen Qualität begeistert (➥ Wein oder Bier?). Ansonsten hatte er aber nicht viel Einfluss, denn er hielt zwar dem Gouverneur offiziell die (Fahnen)stange, hatte aber keine Soldaten. Wenn es um Machtfragen ging, wurde Kapitän William Hobson bemüht, der sich u.a. bei den Gründern Wellingtons unbeliebt machte, indem er deren demokratischen Siedlerrat auflöste.
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Versammlungsort des Vertrags von Waitangi aus der Luft
Busbys Chef, der Gouverneur Gibbs, war mit der eher gemäßigten Linie Busbys nicht sehr glücklich und ließ ihn noch 1840 ablösen. Busby wurde sogar enteignet und hatte noch einiges Pech im Leben, weswegen er auf späteren Gemälden meist auch ziemlich grimmig dreinschaut.
Der Grashügel mit Busbys Haus und der Maori-Versammlungshalle ist heute eine Gedenkstätte, zu Ehren des Nationalfeiertags wird am 6. Februar am großen Fahnenmast eine Flagge gehisst.
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Beitragsbild: Mirke, 2012.
Verwendung des PICR-Logos mit freundlicher Genehmigung durch PICR, 19.05.2024.
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