Vier Jahrzehnte lang lebte Karl Hans Janke in der psychiatrischen Klinik Hubertusburg bei Wermsdorf. Ein üppiges Jagdschloss aus dem 18. Jahrhundert [1], eine riesige Trutzburg, nach dem 2. Weltkrieg mit dem Flair eines Amtsgerichts. Vergitterte Fenster, gewichste Linoleum-Böden, dunkel lackierte Wände, einfacher Gemeinschaftswaschraum im Flur, bis zu 35 Männer mit unterschiedlichsten Erkrankungen und unterschiedlichster Vorgeschichte drängen sich in einem Zimmer. Kleiderschränke gibt es nicht, es gibt ja die Anstaltskleidung [2]. Keinerlei Privatsphäre, keine individuellen Rückzugsmöglichkeiten, Willkür des Pflegepersonals, schwere Repressalien [3]. Das gesellschaftliche Credo im Umgang mit psychisch Kranken lautet: Wegsperren. Dort werden sie weitgehend sich selbst überlassen. Statt Therapie gibt es Arbeitseinsätze: Garten- und Feldarbeit, Kohlen schleppen für die rund 200 Kachelöfen, Essen zubereiten, Waschhaus [4]. Dementsprechend ist die Hubertusburg eine eigene, in sich geschlossene, ja totalitäre Welt. Es gibt nur 4 Ärzte für 922 Psychiatrie-Patienten [5]. Mehr als „medizinische Grundversorgung“ ist da nicht drin.
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Flugzeug mit schwingender Tragfläche, technische Zeichnung.
Janke war ab 1949 einer der ersten Patienten in dieser Klinik – ein stiller, umgänglicher, friedlicher Mensch. „Ganz ruhig, höflich“ [6]. Er war gern für sich, saß in einer Ecke und zeichnete. Für die verantwortlichen Ärzte war der Fall klar. Diagnose: Expansive Paraphrenie [7], genauer: „Wahnhaftes Erfinden“. Was der Mann da so malte, schrieb und bastelte, entsprang seiner krankhaften Kreativität, war also wahnhaft schizophren. Bis sich lange nach Jankes Tod (*1909 bis † 1988) im Jahr 2007 herausstellte: Er war tatsächlich Inhaber zweier Patente und zwar: Patent DE734303: Flugzeug mit schwingender Tragfläche, internationale Patent-Klassifikation: B64C 33/02 [8]. Angemeldet am 24. Mai 1936. Und Patent DE743758: Standortanzeiger, insbesondere für Luftfahrzeuge, internationale Patent-Klassifikation: G01S 5/08 [9]. Angemeldet am 11. Mai 1939. Insbesondere der Standortanzeiger war wirklich wegweisend, ein Vorläufer heutiger Navigationsgeräte. Beide Patente waren 1943 erteilt worden.
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Standortanzeiger, insbesondere für Luftfahrzeuge, technische Zeichnung.
Der Standortanzeiger war vor allem für den Einsatz in Flugzeugen gedacht, hätte ohne Radar funktioniert, der etwa zeitgleich bei der deutschen Luftwaffe und bei der Royal Airforce ab etwa 1936 zum Einsatz kam [10]. Das Prinzip: Zwei Sender funken Richtstrahlen. Auf einer durchscheinenden, von unten beleuchteten Mattscheibe ist eine Landkarte hinterlegt, der Schnittpunkt der Richtstrahlen (plus Nord-Süd-Achse durch Kompass) bildet den aktuellen Standort ab. Der Aerodynamiker Prof. Dr. Roger Grundmann vom Dresdner Institut für Luft- und Raumfahrt: „Das war weit vor der Zeit, das ist doch erstaunlich“ [11].
Weniger zukunftsweisend scheint auf den ersten Blick ein Flugzeug mit schwingender Tragfläche. Schwingenflügler, auch Ornithopter genannt, wurden in der Anfangszeit der Flugzeugentwicklung erprobt. Der Grundgedanke: die Schwingen erzeugen wie bei Vögeln nicht nur den Auftrieb, sondern auch den Vortrieb. Leonardo da Vinci zeichnete im 15. Jahrhundert erste Ornithopter-Modelle, der französische Erfinder Gustave Trouvé demonstrierte im Jahr 1870 vor der Französischen Akademie der Wissenschaften erfolgreiche Modelle eines „mechanischen Vogels“. Der deutsche Biologe Erich von Holst baute in den 40er Jahren, also nach Jankes Patentanmeldung, viel beachtete Modelle mit schwingender Tragfläche [12]. In jüngster Zeit wurden wieder Fluggeräte nach dem Vorbild von Vögeln entwickelt: z.B. das SmartBird, der BionicOpter oder kleinere Modelle an der Technischen Universität Delft [13]. Insbesondere die Wendig- und Beweglichkeit von Ornithoptern machen diese heute auch für den militärischen Drohnenbau interessant.
Mindestens ein drittes Patent wurde von Janke angemeldet, eine verstellbare Tischlehre für Kunststoffkörper am 2. September 1943. Aufgrund des Kriegsendes kam es nicht mehr zur Bearbeitung, die Unterlagen gelangten 1948 in schlechter Qualität in die Bibliothek des britischen Patentamts [14].
War Janke somit seiner Zeit voraus? Er selbst behauptete stets, noch weitere Patente erworben zu haben [15] – schlummern diese in irgendwelchen Archiven? War er kein Wahnsinniger, sondern ein verkanntes Genie? War es eine Fehldiagnose und alles nur ein Missverständnis? Hat Deutschland womöglich Chancen vertan, weil ein begnadeter Erfinder (aus politischen Gründen) in die Psychiatrie weggesperrt wurde?
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„Turbinen-Trajekt der Deutschen Staatswerften für Luftschiffbau“.
Mehr als 4.000 technische und illustrative Zeichnungen fertigte Janke, viele davon können im Hans-Janke-Museum des Vereins Rosengarten e.V. in der Hubertusburg in Wermsdorf besichtigt werden. Die von ihm gefertigten Modelle sind leider verloren, sie wurden in der Nachwendezeit Anfang 1990 vernichtet. In der ersten Zeit seines Klinikaufenthalts ist etliches darunter, das realistisch erscheint und den Alltag hätte erleichtern können. Waffen – wie Leonardo da Vinci – hat er nie entworfen; im Gegenteil fordert er: „Das Weltall ist kein Kriegsschauplatz!“ [16].
„Alltagsärgernisse“ regen seine Kreativität an [17], unter den Lösungen sind ganz praktische wie die landwirtschaftliche Rübensetzmaschine oder der Futter-Kartoffel-Dämpfer für Großküchen und viele andere verbesserte Maschinen. So auch rührende Erfindungen wie der Schnullerkasten zur Ferkelaufzucht. Er erfindet bequemere Lagerplätze für Schweineställe, dafür gäbe es heute 5 Sterne im Sinne des Tierwohls, oder industrielle Hühnerfarmen.
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„Elektroofen“. Hellgrün lasiertes Ofengehäuse, 120 cm hoch, 90 cm tief, 18 cm breit. Für Räume von 6 x 8 m Grundfläche.
Das tägliche Kohleschleppen im Winter lässt ihn 1953/54 eine neuartige Alternative entwerfen, den „Elektroden-Dampfkessel“ – soviel wie eine elektrische Zentralheizung [18] – oder den Elektro-Ofen (rechts). Er entwirft einen energiesparenden Tauchsieder aus Jenaer Glas [19] und lässt sich dessen Machbarkeit von den Jenaer Glaswerken schriftlich bestätigen, plant eine Massenproduktion [20].
Der Mini-Stadtroller („Das Stadt-Fahrzeug in der Aktentasche“) erinnert an heutige E-Scooter [21], wir sehen ein E-Bike („Atom-Fahrrad“) mit austauschbarem Akku [22]. Janke war mit dem E-Stadtroller plus Einkaufskorb und dem „Piccolo“ schon 1954-1959 weiter als wir es heute sind [23]. Und es gibt den energiesparenden kleinen Volkswagen, den ebenfalls energiesparenden Post-Anhänger für Motorräder oder einen verbesserten, einstellbaren Schneeflug. Für die Post designt Janke einen Schnellverkehrs-Kraftwagen [24], den der 3D-Artist Wolfgang Biebach in einem schönen Youtube-Video präsentiert – der Erfinder hätte sich gefreut, aber an Details der Darstellung sicher auch zu kritisieren gehabt.
Es gibt viele Lokomotiven-, Traktoren, Rennwagen- Pkw- und Lkw-Entwürfe (u.a. für Landwirtschaft und Feuerwehr, Post, Straßenreinigung, Handel oder Personentransport) – allesamt mit Elektroantrieb. Auch für diese gibt es sowas wie austauschbare Akkus („Atom-Koffer“ mit einer Art Vorläufer des Wieland-Steckers). Und es kommt Janke schon auf etwas an, das erst in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen hat: „geringer Treibstoffverbrauch!“ [25].
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„Kleiner Stadtroller“. „Das Stadt-Fahrzeug in der Aktentasche! Minimaler Treibstoff-Verbrauch! Leicht transportabel! Nur für Erwachsene!“
Der „Fernseh-Farbbild-Projektor“ nimmt bereits die heute selbstverständliche Beamtechnik in einer Zeit vorweg, wo voluminöse Schwarz-Weiß Röhrenfernseher noch der Normalfall waren [26]. Auch den nachfüllbaren Tintenkugelschreiber erfindet schon Janke in mehreren Variationen; der „Tintenroller“ wird schließlich 1963 vom japanischen Stiftehersteller Ohto entwickelt. Der Ink-Liner der Karl Meisenbach KG, der den Ideen Jankes am ehesten entspricht, kommt erst 1995 auf den Markt [27]. Bleistifte sollen nicht mehr aus Holz hergestellt werden, sondern mit einer Masse bestehend aus „Holzschliff-Pulver und Leimpaste“, damit sie leichter anzuspitzen sind. Fast gleichzeitig zum „Magic Marker“ von Sidney Rosenthal erfindet Janke den Filzstift, den er „Breitschreiber mit Filzläppchen“ nennt. Zum leichteren Aufhängen von Bildern stellt er sich Patentrahmen aus Gummi oder die heute überall verfügbaren Klapprahmen vor. Ganz modern im Sinne der Nachhaltigkeit: Gegenstände aus Holzfaser-Pressstoff (für Gartenzaun-Elemente, Latten, U-Profile). Er entwickelt zahlreiche Werkzeug-Verbesserungen – ob motorisierte Handsägen, Sprengkopf-Nieten oder Schraubenzieher mit magnetischer Spitze.
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Flach-Klemm-Stecker „für alle Zwecke, wo kein direkter Schuko-Erdanschluss notwendig ist“.
Der übliche Zirkel – immerhin Bestandteil des Emblems der DDR-Flagge – wird von ihm neu entworfen. Er konstruiert den elektrischen Flachstecker mit Klemmhülsen, der wie heutige marktübliche Modelle auf den Schutzleiter verzichtet [28]. Ein verbesserter Blitzableiter gehört zu seinen Ideen und sogar eine Toilette für Raumfahrer – Howard Wolowitz aus der amerikanischen Fernsehserie „The Big Bang“ lässt grüßen [29]. Ein Meeres-Oberflächen-Gleitboot ähnelt im Prinzip einem Luftkissenfahrzeug, gemixt mit einem Hubschrauber. Oder ein Atom-Hochseeschiff, das mit der erst seit einigen Jahren eingesetzten Hydrofoil-Technik mit 200 Sachen übers Wasser schießen soll [30], angetrieben von Atomdüsen [31]. Er macht sich Gedanken über Eisbrecher oder Ausrüstung zur Seenotrettung mittels schwimmender Inseln, Rutschen, Leckage-Abdichtungen, Rettungsbooten [32].
Bevor 1966 die Container-Logistik so richtig begann, schlägt Janke den effizienteren Waren- und Tiertransport in kubischen Käfigen vor [33] und dazu passende Kran- und Beförderungsanlagen (er beansprucht, die Erfindung schon 1949 gemacht zu haben [34]). Oder Rollbänder zum Abladen von Waren wie Getränkekisten.
In den 60er Jahren beginnt Janke überwiegend, fantastische Flug- und Raumfahrzeuge zu zeichnen, es sind meistens stromlinienförmige, schnittige Körper, die er in seiner eigenen Terminologie „Trajekte“ nennt [35] – sicher geht dieser Fokus auch auf den Einfluss des „fiebrigen“ Raumfahrt-Zeitalters von Sputnik bis Apollo 17 zurück (➥ Raketen aus Peenemünde IV: Karrieren im Kalten Krieg). Man findet zahlreiche farbige Querschnitte durch aufwändig geschachtelte Triebwerke, plakative Beschreibungen mit Fantasiebegriffen, Fahrzeuge, die an Zeppeline oder das Space Shuttle erinnern.
Wie schon beim „Atom-Fahrrad“ wird nun die Energiefrage zu einem zentralen Motiv seiner Welt. Die Energie stammt aus dem Magnetfeld der Erde, von der Sonne, aus dem Weltall. Leuchtturmartige Gebäude („Urstrom-Stationen“) mit einer stacheligen Kugel an der Spitze, die an den berühmten Wardenclyffe Tower von Nikola Tesla [36] erinnern oder Saugpumpen für Raumelektrizität, fangen die Elektronen auf. Walzenförmige generatorartige Geräte in großen Fabrikanlagen komprimieren die Elektrizität. Der Strom wird dann ins Fernleitungsnetz geleitet, in besonders effiziente mobile Energieträger gespeichert oder über eine Art Tesla-Türme kabellos verteilt. Fahrzeuge verfügen oft über eine „Atom-Nadel“ zum Empfang der Raumelektronen, der Strom wird dann in mobilen Kompressoren gewonnen.
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„Magnetisches Saug-Kompressor-Aggregat (MSKA) für die Aufnahme von Raum-Elektrizität aus dem magnetischen Kraftfeld der Erde“. „Durch dieses Aggregat wird die Welt frei von Treibstoff-Sorgen! Unabhängig von Kohle, Benzin, Dieselöl, Gas, Flüssiggas, Wasserkraft, Reaktorstrom lässt sich alles betreiben und alle Häuser beheizen!“ „Auch zu verwenden in Raum-Energie-Kraftwerken!“
Jankes „deutsches Atom“ hat also nichts mit der Kernenergie zu tun, die in den 60er Jahren in Ost und West geradezu Euphorie auslöste. Sie ist umweltfreundlich und stets verfügbar. Nichts muss verbrannt oder gespalten werden – es ist ja alles schon da. In einem von vielen Vorträgen und Vorführungen vor Patienten und Personal der Hubertusburg schildert Janke 1970 den Vorgang: „Mein Atom ist eine Stromsammler- und Komprimiermaschine, wobei der Strom selbst aus dem magnetischen Kraftfeld der Erde bzw. aus dem ganzen Sonnensystem gezogen wird. Der Strom als solcher befindet sich bereits im Raum. Unsere Lufthülle, unsere Erde, ist erfüllt mit diesem Strom. Milliarden Raumelektronen, die jahrtausendelang von der Sonne ins System gedrückt wurden, erzeugen diesen Strom, den ich dann, mit geeigneten Akzeptoren, Antennen und Sensibilisatoren aufnehme und vermittels präzise gebauter Kompressoren in die stationäre oder transportable Anlage pressen lasse“ [37].
Als er in der Zeitung vom Bau des Ost-Berliner Fernsehturms liest, glaubt er sich um seine Erfindung betrogen. Ganz offensichtlich soll dieser dazu dienen, die Raumelektrizität aufzufangen – seine Erfindung wurde ihm gestohlen, ist er überzeugt. Ausdruck von Größenwahn und Paranoia, beides Begleiterscheinungen der Paraphrenie? Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass der 1965-69 gebaute und seither mehrfach renovierte Turm als Sendestation für Rundfunk und Fernsehen dient und nicht als Antenne für Weltraum-Energie. [38]. 1967 glaubt er nach Ansicht neuen Flugzeugdesigns mit spitzer „Nase“, die Sowjetunion wolle sich seiner Erfindung der „Atom-Nadel“ bemächtigen [39].
❶ Eine außergewöhnlich starke Ãœberzeugung, an der mit subjektiver Gewissheit festgehalten wird.
❷ Eine Unbeeinflussbarkeit durch Erfahrung oder logische Schlussfolgerungen.
❸ Eine Unmöglichkeit des Inhalts.
Die subjektive Gewissheit finden wir bei Karl Hans Jahnke, der alle seine Entwürfe und seine Energie aus dem Weltall „natürlich“ für realistisch hält und nicht nur als „Kunst“ verstanden sehen wollte, im Sinne der Art brut [41] âžœ❶. Gerade bei Erfindern ist aber oft schwer zu beurteilen, ob mit starker Ãœberzeugung an einer richtigen Idee festgehalten wird, oder ob es sich um eine abwegige Wahnidee handelt, auf der mit pathologischem Starrsinn beharrt wird. Auch Einsteins Ideen zur Relativität schließlich wirkten auf die Physikergemeinde zunächst völlig abwegig und nur seine Hartnäckigkeit entgegen dem Mainstream ließ ihn später den Nobelpreis erhalten [42] âžœ❷. Ob etwas wirklich unmöglich ist, kann oft erst sehr viel später – oder nie – beurteilt werden, das liegt in der Natur der Sache: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein“ [43] âžœ❸.
Einige Grundannahmen Jankes lassen sich allerdings leicht widerlegen. Durchleuchtete Gegenstände (Lupe, Spule) streben dem Sonnenlicht nicht entgegen, Auftrieb kann so nicht erzeugt werden. Tatsächlich „drückt“ die Sonnenstrahlung auf Gegenstände [44]. Auch der weithin tagträumerische Bildband zur Entstehung der Welt („Urgeschichte des Weltalls und der Erde“) widerspricht in vielem eklatant damaligen und heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen [45]. Nach Jankes Vorstellung ändert sich der Abstand zwischen Erde und Mond rhythmisch nach dem Prinzip des Atmens – er nennt es „das Prinzip der ‚Muskelverdickung‘, Kontraktion & Dehnung im Sonnensystem“. Oberhalb einer Höhe von 15 Kilometern beginne automatisch Schwerelosigkeit, ist Janke überzeugt. Er behauptet ein (abwegiges) Phänomen des warmen Raumes. Idealer Start- und Landepunkt für Raumfahrzeuge sei der Nordpol (Das Tor zum Weltall); seit den 50er Jahren wissen wir aber, dass sich ein idealer Startplatz in Äquatornähe befinden sollte, um die Erdfliehkraft zu nutzen. Ob er sich in Fachgesprächen hätte überzeugen lassen, wissen wir nicht. Hinsichtlich der Helium-Gewinnung aus Sonnenlicht fordert Janke aber selbst, diese These müsse noch experimentell geprüft werden. Dies ist ein Beleg für seine noch intakte Fähigkeit zum „Ãœberstieg“, es war ihm also durchaus noch möglich sich vorzustellen, dass es auch anders sein könnte [46].
Janke bezog sein aktuelles Wissen aus Zeitschriften wie der Tribüne, der Leipziger Volkszeitung bzw. dem ADN (Zentrale Nachrichtenagentur der DDR) sowie einigen, in der Hubertusburg verfügbaren Fachbüchern. Er betrieb eine umfangreiche Korrespondenz mit Betrieben und Fachleuten, Verbänden und Ministerien – die Deutsche Fotothek dokumentiert über 1.000 Schreiben. Trajekt-Entwürfe sendet er auch der DDR-Fluggesellschaft Interflug. Dort „ist man begeistert“ und leitet diese umgehend zum Patentamt weiter. Janke stellt einen Patentantrag zum „Raumfahrzeug-Trajekt“ [47]. Das Amt lädt am 3. Mai 1978 nach Berlin in die Mohrenstraße 37b ein, zur Präsentation. Ärztlicher Direktor und Verwaltungsdirektor versuchen vergeblich, das Patentamt zu überzeugen, dass es sich bei Janke um einen Psychiatrie-Patienten handele. „Die haben das nicht glauben wollen“ [48]. Die Klinikleitung beugt sich, Janke fährt mit einem Pfleger nach Berlin. „Doch das Gespräch verläuft unbefriedigend für alle Beteiligten. Mit einem Verrückten wollen die Beamten nichts zu tun haben“, schildert der damalige technische Leiter des Krankenhauses, Manfred John [49].
Diese Anekdote beantwortet nicht die Frage, ob eine „Unbeeinflussbarkeit durch Erfahrung“ bzw. ein Mangel an logischen Schlussfolgerungen vorlag und ob die Patentamtsbeamten die Entwürfe als „sachlich und inhaltlich unmöglich“ bewertet hätten. Jankes Schaffen stand unter dem Stigma des Psychiatrie-Patienten: Weil er in der Psychiatrie lebte, mussten seine Erfindungen wahnhaft sein – weil er Wahnideen hatte, gehörte er in die Psychiatrie, ein Teufelskreis. Weil er in der Psychiatrie lebte, bekam er keine Wohnung. Und weil er keine Wohnung hatte, konnte er nicht entlassen werden – ein weiterer Teufelskreis [50].
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Stationsfenster in der Hubertusburg.
Janke wehrte sich, beauftragte sogar einen Rechtsanwalt – ohne Erfolg [51]. Sein aussichtsloser Kampf um Entlassung beeinflusste sein Verhalten – dies wiederum wurde ihm negativ ausgelegt [52]. Ein weiterer kafkaesker Umstand [53], der selbst leidlich Gesunde verrückt, paranoid machen kann, vergleichbar einer Mobbing-Situation: Die unbefriedigenden Lebensumstände verschlechterten den psychischen Zustand Jankes und weil sich sein Zustand verschlechterte, blieb er in der geschlossenen Psychiatrie [54]. Im Juli 1967 droht Pfleger Ratayscak anlässlich einer Renovierung mit der Vernichtung sämtlicher Zeichnungen und Modelle – es sei „längst überholter Kram“. Janke muss Angst haben um seine „in 37 Jahren mit übermenschlichem Fleiß geschaffenen Volkswerte“ [55]. Vergeblich bemüht er sich bei Verantwortlichen wie Frau Dr. Isenberg um eine Kammer [56]. John sieht Janke weinend im Türrahmen stehen und erbarmt sich: Ein Kämmerchen auf dem Dachboden findet sich für Zeichnungen und einige Modelle, wo sie erst 1996 „wiederentdeckt“ werden [57].
„Janke forderte vergeblich seine Freiheit. Dabei hat er lediglich nicht in unsere Gesellschaft gepasst und sich etwas eigentümlich verhalten“ [58]. Seinen jahrelangen, frustrierenden Leidensweg in dieser totalitären Umgebung, eingepfercht mit psychisch kranken Menschen, sein meistens vergebliches Bemühen um Respekt, Anerkennung und Gespräche, beschreibt dieses Zitat nur unzureichend. Mit zunehmendem Alter scheint sich verständlicherweise eine Art Resignation eingestellt zu haben: Die Themenbreite der Konstruktionszeichnungen reduzierte sich, gegen die Unterbringung in der Klinik wehrte er sich weniger. Fragen nach technischer Realisierbarkeit und Sinnhaftigkeit interessierten ihn weniger [59].
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Karl Hans Janke.
Janke war vom Charakter her nicht perfekt, auch nicht frei von Widersprüchen. Er war z.B. wie die meisten seiner Generation vom Nationalsozialismus geprägt; dazu gehörten auch Vorstellungen, die wir heute als rassistisch bezeichnen würden. So prangert er den Hochhausbau der „Französisch-Schweizer Hugenotten“ an [60], Grampp bescheinigt antisemitische Haltung und Herablassung gegenüber Menschen anderen Aussehens [61]. Janke hält sich grundsätzlich für überlegen – denunziert in Briefen Adlige und Menschen, deren Namen ihm „eigenartig“ vorkommen, äußert sich abfällig gegenüber Menschen mit „ausländischen“ Wurzeln und „Zigeunern“ und gegenüber dem Pflegepersonal [62]. Wir stoßen in seinen Texten immer wieder auch auf eine Art kindlicher Naivität – die andere Seite seiner Abgehobenheit. Janke hatte ein „etwas geziertes, hochtrabendes und salbungsvolles Wesen“, schildert Grampp [63]. Wir finden eine Neigung zu Verschwörungstheorien (Whataboutism) [64].
Sachlich bewiesen ist damit freilich gar nichts – auch Elon Musk hat seine Macken. Janke bekam offensichtlich nie die Chance, seine Gedanken vorurteilsfrei prüfen zu lassen. Er war als Erfinder diskreditiert. Wie in der Klinik, so nahm man ihn bei Firmen und Behörden fortan nicht mehr ernst [65]. Das medizinische (Pflege)Personal hat ihn sozusagen verraten, das System hat ihm den Stempel „wahnsinnig“ aufgedrückt und ihn ausgegrenzt [66]. Es hätte aber aus psychiatrischer Sicht die Möglichkeit zur paradoxen Intervention gegeben, indem man ihn hätte machen lassen und ihn sogar bei einem konkreten, professionellen Austausch über seine Erfindungen gefördert hätte. Janke selbst hätte gerne die Gelegenheit bekommen, sein „Raum-Elektrizitäts-Atom“ praktisch zu entwickeln und setzte sich für den versuchsweisen Bau entsprechender Aggregate ein [67]. Doch dieses Vertrauen wurde ihm nicht geschenkt [68].
Karl Jaspers definierte Wirklichkeit als das, „was unseren Vorhaben auf dem Weg zur Verwirklichung entgegensteht“. Und: „Gegen Widerstände ein Ziel zu erreichen, ebenso wie an den Widerständen scheitern, bedeutet Erfahrung der Wirklichkeit“ [69]. Die Klinik aber sperrte Janke nicht nur physisch ein im Sinne einer Exklusion, sondern auch in seine Fantasiewelt, förderte damit Wahnvorstellungen, weil sie ihm die oft bittere Erfahrung der Wirklichkeit verweigerte.
Den Wahnkranken kennzeichne, dass er eine von seiner sozialen Umgebung so stark abweichende Beurteilung dessen hat, was geschieht, dass es ihn dadurch von dieser Gemeinschaft entrückt, isoliert und dadurch letztlich in seinem Lebensvollzug erheblich einschränkt (Dysfunktionalität), urteilt Haug mit Bezug auf Christian Scharfetter [70]. Wenn aber jemand in einer komplett verrückten Welt wie der Hubertusburg leben muss – kennzeichnet ihn dann eine innere Isolierung von dieser Welt nicht gerade als gesund? Nicht immer ist der einzelne an seiner Entrückung „schuld“ und deshalb „zu behandeln“ – es gibt auch kranke, irrational geprägte Gruppierungen, Glaubensgemeinschaften, Institutionen, Firmen, Gesellschaften, innerhalb derer es nur wenige Menschen schaffen, „normal“ zu überleben. Nicht nur in Diktaturen wie der DDR, auch in westlichen Demokratien gibt es immer wieder einmal Phasen der Irrationalität, in denen es Minderheiten schwer haben, bis hin zu Ausschluss, Entlassung, Verhaftung, Berufsverbot, Ausweisung.
Doch dieser Aspekt des einzelnen in einer verrückten Situation des Massenwahns fehlt in der psychiatrischen Betrachtungsweise. Stets wird das Individuum als das Abweichende betrachtet – ein einzelner rationaler Fels in der Brandung der Unvernunft kommt in der Psychiatrie nicht vor. Eine solche einseitige psychiatrische Perspektive lässt schließlich Zivilcourage eher suspekt erscheinen und fördert Anpassung und Unfreiheit. Die Psychiatrie dient sich damit dem gerade herrschenden politischen System an. Gerade die Deutschen sollten sich aber erinnern: Die nationalsozialistische Gesellschaft und insbesondere die NS-Ideologie steigerte sich ab 1933 immer mehr ins Wahnhafte, wer als einzelner widerstand und darunter zu leiden hatte, wäre wohl gerade kein psychiatrischer Fall gewesen [71].
Was psychisch krank ist und was noch als spleenig oder etwas verschroben durchgeht, orientiert sich am Verständnis von Normalität [72]. Was als normal gilt, unterliegt wiederum Kultur und Zeitgeist. Je strenger die Norm das „übliche Verhalten“ vorgibt, desto geringer die Ambiguität und damit die Möglichkeit zur individuellen Abweichung, der Verhaltensfreiheit. In der DDR galt wie in allen Diktaturen: Kriminelle gehören ins Zuchthaus, Verhaltensabweichler ins Irrenhaus. Wenn der Unterdrückungsrahmen nicht ausreicht, bemühen Oligarchen und Autokraten auch heute noch gern den Krankheitsbegriff, um Abweichler aus dem Weg und dem öffentlichen Raum zu entfernen.
Der katastrophale Umgang mit dem „anderen“ hat eine lange Geschichte, wie sie u.a. die Journalistin Nelly Bly im 19. Jahrhundert schilderte: Schon ein Anflug von Paranoia („die Menschen schauen alle böse“), geäußerte Angst, Schlaflosigkeit gepaart mit Naivität oder Mangel an „Durchblick“ reichten aus, um bei anderen Alpträume, Ängste, Mobbing-Verhalten und eine Art Lynchfantasien hervorzurufen. Besonders schnell geriet man als Ausländerin in die Anstalt, denn kommunikative Missverständnisse konnten leicht in psychisch krankes Verhalten umgedeutet werden. Gerade bei Frauen reichten ein Wutanfall und eine Denunziation aus, um als geisteskrank aussortiert zu werden. Kein Wunder also, wenn noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein eine Angst vor psychischen Erkrankungen und Erkrankten weit verbreitet war. Man wollte nicht als irre gelten, denn man fürchtete, gesellschaftlich isoliert zu werden. Selbst heute ist z.B. Depression oft noch ein Tabuthema, Prominente schildern die Hilflosigkeit im Umgang mit ihnen, wenn sie sich outen. Wer von eigenen psychischen Problemen spricht, wird nicht mehr für voll genommen oder gemieden. Wenn also jemand seine Erkrankung vor diesem Hintergrund – aus Angst vor Ausgrenzung – nicht wahrhaben möchte, muss man darin nicht gleich ein Symptom sehen [73].
Janke ging es da nicht anders, wenn er eine psychische Erkrankung niemals einräumte. Wegen seiner unvernünftigen Idee, aus der Luft Energie zapfen zu wollen, sei er ausgegrenzt worden. Dabei beherrschen die Bevölkerung noch wesentlich unvernünftigere Vorstellungen und bestimmen den Zeitgeist, urteilte Psychiatrie-Chefarzt Dr. Peter Grampp 2007 – man denke an „Flatearther“ oder diverse Verschwörungstheorien, von QAnon bis zu den „Querdenkern“ (➥ Querdenker bereiten den geistigen Boden für eine Diktatur). Einer Untersuchung aus 2012 zufolge glauben gut 20% der Deutschen an Geister [74], 2019 glaubten 28% der Österreicher an Telepathie (10% an Telekinese) [75] und im gleichen Jahr gut 45% der Schweizer, dass es Engel wirklich gibt. Eine Gesellschaft entwickelt „kollektive“ Gewissheiten und nennt dies die Wirklichkeit. Aber an den Rändern dieser Gewissheiten kommt es zu Unschärfen, die für Psychiater schwer zu beurteilen sind [76]. Dies ist der Graubereich des „gesunden Menschenverstands“, der sich nicht naturwissenschaftlich absichern lässt und ganz von „Plausibilität“ lebt.
Der Psychiater Achim Haug fasst es geradezu tröstend, tolerant, so zusammen: „Wenn ich Wahnvorstellungen habe, heißt das nicht, dass ich unter komplettem Realitätsverlust leide“ [77]. Auch Wahnpatienten können vernünftig entscheiden – in manchen Situationen sogar schneller und logischer als Menschen ohne Wahn [78]. Es ist schlicht falsch und ungerecht, wenn auch reißerisch, pauschal von Jankes „irrsinnigen Ideen“ zu schreiben, wie Der Spiegel in einem Beitrag 2022 titelte [79]. Anders gesagt:
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Logo für „Raumelektronen-Energie“.
Das „deutsche Atom“ klingt heute verschroben, wie ein Wahneinfall [80]. Wenn kostenlos und unerschöpflich jederzeit Energie zur Verfügung steht, eröffnet dies eine neue Welt der unbegrenzten Möglichkeiten, ohne die Nachteile der „alten“ Welt. Indem er „Atom“ aufgriff, wollte Janke den Zeitgeist befeuern, den Kernkraft-Hype begrifflich vereinnahmen, als PR-Maßnahme für sein Anliegen. Für seine Energieform entwickelte er sogar ein Logo, das entfernt an die „Föderation der Vereinten Planeten“ von Star Trek erinnert. Ein Entwurf sieht einen Elektro-Trabi vor, der auf Rundfahrten – mit Plakaten und Lautsprecher versehen – Werbung für die neue Raumenergie machen sollte („Erster Welt-Atom-Kraftwagen!“). Da ihm keiner so recht glauben wollte, verlegte er sich verständlicherweise auf Superlative und Begriffsschöpfungen, die beeindrucken und aufwerten sollten, die ihm würdevoll vorkamen [81].
Gerade diese eigene, übertriebene Sprache aber deklassierte seine Ideen und Entwürfe in den Augen des Fachpublikums, machte diese rätselhaft und nicht nachvollziehbar. Die schriftlichen Darstellungen seiner Arbeiten wirken oft hochtrabend und geschraubt [82], manche Wortschöpfungen bleiben unerklärt wie z.B. die „Atom-Nadel“ [83], mit der die Raumelektrizität abgeschöpft werden soll. Janke wollte das letzte Quäntchen seiner Ideen zur frei verfügbaren Energie nicht mit uns teilen – er hatte (berechtigte) Angst, seine Erfindung würde zur Waffenentwicklung missbraucht – behauptete er zumindest. Nicht weniger als vor der UN-Vollversammlung wollte er sprechen und sich dort allen Völkern gleichermaßen offenbaren, berichtet Dr. Jürgen Wodtke, behandelnder Arzt ab 1972. Was er bis dahin gezeichnet und entworfen habe, sei nur eine Simplifizierung seines Konzepts [84]. Doch dazu kam es nie.
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Schema des geomagnetisch induzierten Stroms.
Als gänzlich unmöglich muss man Jankes Vorstellung der „mit Strom gefüllten Lufthülle“ aber gar nicht klassifizieren.
1. Ingenieure kennen das Phänomen des geomagnetisch induzierten Strom (GIC), wonach Schwankungen im Erdmagnetfeld Gleichströme in vorhandene Kraftwerksleitungen oder auch Pipelines induzieren. Solche Schwankungen gibt es permanent, nach Phasen stärkerer Sonneneruption sind diese heftiger. Bisher wurde daraus noch kein Nutzen gezogen; derartig auftretende Ströme gelten als lästige Störungsquelle, die Elektrizitätsausfälle durch Ãœberlastung oder Korrosion auslösen können. Dabei wäre die technische Nutzung dieser Energie durchaus denkbar, die Spannung kann bei 1V/km liegen mit Strömen bis zu 100 Ampere [85]. Man könnte bei unseren Fernleitungen stets ein Kabel freihalten; aus einer 200 Kilometer langen Leitung erhielte man 200 Volt mit einer Leistung bis zu 20 kW quasi aus dem Nichts. Freilich gibt es starke Schwankungen bei Frequenz, Spannung und Strom – hier müssten moderne Elektronik und Stromspeicher (Modulatoren und Akkumulatoren) ausgleichen.
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GIC: Ein freies Kabel brächte Energie „aus dem Nichts“.
2. Auch kosmische Strahlung lässt sich möglicherweise nutzen. Diese besteht zum Teil aus Neutrinos [86]. Die Neutrino Energy Group will eine „Neutrino Power Cell“ entwickeln, die diesen Teil der kosmischen Strahlung in Elektrizität umwandeln soll [87]. Auch wenn noch nichts verfügbar ist: Die aufwändig gestaltete Webseite schwärmt von einer Energie-Revolution der Zukunft – man will an die Börse. Bald soll mit der industriellen Produktion der Geräte begonnen werden, bis 2040 würden alle anderen Formen der Energiegewinnung in den Schatten gestellt. Hoffen wir, dass es nicht nur darum geht, billiges Geld von willigen (oder naiven) Anlegern einzusammeln.
3. Die moderne Physik lehrt uns, dass selbst der sogenannte leere Weltraum nicht leer ist, sondern voller subatomarer Teilchen, die sich materialisieren und wieder verschwinden (➥ Quanten und Globuli) [88]. Der sogenannte Kasimir-Effekt kann durch die Existenz „virtueller Teilchen“ erklärt werden [89]. Das Weltall ist auch nicht absolut kalt und energetisch tot, sondern von „Nullpunktenergie“ [90] geprägt. Freilich hat bislang noch niemand (außer in der Science-Fiction Literatur) einen praktischen Weg gefunden, um diese Art der alles durchdringenden Energie für uns Menschen nutzbar zu machen.
Zusammengefasst: So abwegig Jankes „Weltraumenergie“ den Zeitgenossen erschien, ist diese nicht. Es gibt sie und zum Teil werden heute Wege entwickelt, um sie zu nutzen. Freilich wird die gewonnene Leistung z.B. der Neutrino-Strahlung nicht im Megawatt-Bereich anzusiedeln sein, sondern vielleicht nur zum Laden von Handy-Akkus ausreichen. Wie „präzise gebaute Kompressoren“ (Janke) aussähen, wissen wir nicht. Eine energetische Verdichtung geringer Energieflüsse gelänge nur über große Speichermedien, die dann auch kurzzeitig höhere Leistungen abgeben könnten.
Für Janke war die Energiefrage schon spätestens in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts geklärt. Fortan gab es für seine Kreativität keine technischen Hindernisse, kein Halten mehr. Durch das „Atom“ angetriebene Flugzeuge und Raumfahrzeuge, entsprechende utopische Triebwerke, beherrschen seine Zeichnungen. Da gibt es den kleinen Post-Hubschrauber, das FDGB-Urlaubertrajekt „Hiddensee“, über das Janke hochtrabend schreibt, es habe „einen Höchststand der Entwicklung erreicht, der kaum zu überbieten ist“ [91].
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Beschreibung des Wotanus-Trajekts. „Weltneuheit!“ „Die 40. Flug-Fahrzeug-Konstruktion für den Luftraum und für den Weltallraum, die ich in 30jähriger unermüdlicher Arbeit erfand und in allen wesentlichen Teilen entwickelte“.
Ein Teil der Flugkörper ähnelt Zeppelinen, die ihren Auftrieb durch Vakuum-Vakuolen erhalten [92] wie das immer wiederkehrende Kugeltrajekt „Terra Venussa“ oder „Plutonia“. Janke liegt auch hier nicht komplett falsch: Rein theoretisch müsste ein sehr dünn- und leichtwandiger, leergepumpter Hohlkörper in der Erdatmosphäre ein Maximum an Auftrieb generieren. Problem: Bisher ist kein Material bekannt, das leicht und dennoch stabil genug wäre, um dem Außendruck von einem Bar standzuhalten und durch sein Gewicht nicht den Auftrieb wieder zunichte machte. „Kunststoff-Schalen“ – wie von Janke favorisiert – wären dazu jedenfalls nicht geeignet. Ob etwa eine Kombination aus Titan (Festigkeit) und einer Schicht aus Kohlenstoff-Nanoröhren (Gasdichte) die Anforderungen erfüllen würde, müsste berechnet werden und die Ingenieurspraxis zeigen.
Janke entwirft dazu Triebwerke, gespeist vom „deutschen Atom“. So z.B. den atom-magnetischen Strahl-Hitze-Kolben (Elektronen-Strahler), Antriebe durch Infrarot-Strahlung [93], die Trommelanker-Turbine, die atom-magnetische Stoßdampf-Düse, die Kupole (magnetisch gedrallter Hitzestrahl-Kolben für Raumflug-Antriebe), den Kanal-Erhitzer u. Induktions-Strahl-Beschleuniger, das Impuls-Strahl-Triebwerk.
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„Deutsches Atom-Triebwerk“. „Atom-magnetisches Impuls-Strahl-Triebwerk“. „Erstes elektrisches Triebwerk der Welt!“
Völlig abwegig sind auch diese Ãœberlegungen zu einem elektrischen Triebwerk nicht – schon in seinem berühmten Werk „Die Rakete zu den Planetenräumen“, das 1929 in erweiterter Form unter dem Titel „Wege zur Raumschiffahrt“ erschien, hatte Hermann Oberth Grundzüge eines Ionenantriebs entworfen (➥ Raketen aus Peenemünde I: Die Anfänge). Tatsächlich finden Ionen-Triebwerke heute in der Raumfahrt regelmäßig Verwendung. Mittels hoher Spannungen von 20-30 Millionen Volt wird ein Ionen-Strom aus Argongas generiert, der z.B. Satelliten wie Deep Space 1 (1998) antreibt. Ãœberraschenderweise passen diese Volt-Größenordnungen exakt zu Jankes technischen Angaben.
2018 wurde zum ersten Mal ein ionengetriebenes Flugzeug unter atmosphärischen Bedingungen erprobt. Als Weiterentwicklung des Ionenantriebs könnte man ferner den magnetoplasmadynamischen Antrieb verstehen, der mit der Lorentzkraft arbeitet und derzeit von der amerikanischen Ad Astra Rocket Company weiterentwickelt wird. [94].
Grundsätzlich sind weitere Strahlungsantriebe denkbar, meist jedoch ineffizient. Eine 1000-Watt-Mikrowelle erzeugte z.B. einen Impuls von etwa 0,003 Newtonsekunden – im Vergleich zu einem chemischen Triebwerk mit mehreren Millionen Newtonsekunden zu wenig [95]. Der sogenannte EmDrive des britischen Ingenieurs Roger J. Shawyer entpuppte sich als Fehlkonstruktion [96].
In den späteren Jahren werden die Illustrationen und Texte Jankes immer wunderlicher. Das Weltall ist von Straßen durchzogen, auf denen 30 Prozent des atmosphärischen Drucks der Erdatmosphäre herschen sollen [97]. Alle Planeten seien besiedelbar, ist er überzeugt. Auf diesen Straßen kreuzen seine Trajekte zu anderen Welten, so wie seine Gedanken in die „freie Welt“ außerhalb der Hubertusburg fliegen. In der „Urgeschichte des Weltalls und der Erde“ beschreibt er, wie das Leben aus galaktischen Spermoiden entstand, eine Folge der Kopulation zweier Sterne. Erdhöhlen waren in Wirklichkeit Uteri („Gebärmutter-Höhlen mit Waben-Plasma“). Aus „Urkeim-Plasma“ und „Schaum-Masse-Sprudel-Erd-Ovarien“ sei das Leben, zunächst als „unförmige, schwammartige Massen“ entstanden, habe sich dann immer weiter ausgestaltet, bis zum Menschen. Er sieht Parallelen zwischen Pflanzen, Menschen und Maschinen und zeichnet diese. „Neutrozyten- oder Spermiten-Schwarm von der Sonne zur Erde: gekapselte, neutrale, kugel- oder linsenförmige Urkeimzellen aller Tiere dringen in den schwammporigen Boden der noch weichen Erd-Schale ein, woraus sich die Herz-Atome der Urkeime allen Lebens entwickeln“. Er versucht sich in pseudo-philosophischer Betrachtung von Leben und Tod.
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Auszug aus dem Band „Urgeschichte des Weltalls und der Erde“.
Wahnvorstellungen lassen sich als nicht endender Tagtraum verstehen [98]. Jeder Mensch hat seine Fantasiewelt, sie ist Bestandteil jeder Kultur. Wahnhaft wird es erst, wenn die Grenzen zur Wirklichkeit verschwimmen, wenn ein Mensch mit einer „a priori-Gewissheit“ daran festhält, dass seine Träumereien oder Ängste die Wirklichkeit darstellen. Bei Janke gab es in der Spätphase solche Tendenzen, welche die offizielle Diagnose der „expansiven Paraphrenie“ [99] rechtfertigen. Die Frage ist: Wie entsteht ein Wahn? Vor einigen Jahrzehnten war die Mehrheit der Psychoanalytiker und Psychiater der Ansicht, die Ursachen für Schizophrenie in der Kindheit, der Erziehung, in Traumata der Jugendzeit ausmachen zu können. Das hat bis in die Gegenwart oft negativ zur Folge, dass die Verantwortung für eine Erkrankung den Kranken selbst und deren Angehörigen „zugeschoben“ wird und diese sich lange mit der Frage quälen, was sie denn falsch gemacht haben könnten [100]. Diese Haltung reicht bis zu dem gnadenlosen Standpunkt, dass psychisch Kranken teure Behandlungen vorenthalten werden sollten [101].
Heute erklärt man sich die Entstehung schizophrener Erkrankungen mit dem komplexen „Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell“. Es fasst im Grunde mehrere Ursachen zusammen: genetische Faktoren, äußere Einflüsse und innere Bewältigungsmuster [102]. Man könnte auch so sagen: Wenn das Stress-Fass überläuft, dreht man durch. Nur ist die Art und Größe des Fasses bei jedem anders. Insoweit, wie in der Kindheit und Jugendzeit Methoden zur Stress-Resilienz entwickelt werden oder nicht, hat natürlich auch die Biografie Einfluss auf einen Krankheits-Ausbruch.
Ãœber Jankes Kindheit und Jugend sind nicht viele persönliche Details bekannt, das wenige wissen wir von ihm selbst. Er scheint im Geburtsort Kolberg an der Ostsee (Kolobrzeg im heutigen Polen) eine unproblematische Kindheit gehabt zu haben, als ein Einzelkind wohlhabender Eltern. Nach Besuch des „Dom- und Realgymnasiums“ in Kolberg folgte in Berlin – wo er bei einer Tante wohnte – das Abitur an der Hindenburg-Oberrealschule Berlin-Lichterfelde (heute: Lilienthalschule). Er besuchte Abendkurse an der Technischen Hochschule Berlin und studierte nachweislich zunächst Zahnmedizin an der Universität Greifswald. Nach seinen Angaben hat er zusätzlich eine staatliche Prüfung als Dolmetscher abgelegt [103]. Das Studium brach er jedoch ab [104] und ging zurück zu seinen Eltern nach Dryhn, wo er in einer Scheune eine Art Versuchslabor betrieb und Flugzeugmodelle entwickelte. Hier entstanden auch seine nachweislichen Patente. Im Mai 1940 wurde Janke zum Kriegsdienst eingezogen und war in dieser Zeit mehrfach krank, u.a. an Scharlach. Fiebrige Infektionskrankheiten können ebenso wie etwa im Krieg erlittene Traumata eine Schizophrenie auslösen [105].
In seiner militärischen Krankenakte taucht zum 5. April 1941 erstmals das Wort „Schizophrenie“ auf [106]. Ãœber den ggf. traumatischen Einsatz in einem Pionierregiment ist nichts Näheres bekannt [107]. 1943 wurde er aus dem Kriegsdienst entlassen [108]. Er lebt bei seiner Mutter, der Vater stirbt 1945. Nach dem Krieg wohnt er als Flüchtling zunächst mit der Mutter in Großenhain (Sachsen), bis diese am 6. August 1948 stirbt. Ihr Tod scheint ihn sehr mitgenommen zu haben, es kam wahrscheinlich zu einer depressiven Episode. Noch in seinem Vermächtnis wünschte er sich, wir Nachkommenden möchten ihn und seine Eltern ehren [109]. Mit der (selbständigen) Fertigung von kleinem Kinderspielzeug aus Papier und Pappe (Türme, Kräne, Traktoren usw.) verdiente er sich seinen Lebensunterhalt in der DDR – bis er 1949 keine Materialzuweisungen mehr erhielt – Bezugsscheine wurden nicht mehr erteilt.
Ein Charakterzug Jankes, der ihm auch später in den 60er Jahren in der DDR – und zusätzlich noch in einer Klinik – das Leben schwer machte, brachte ihm schon im Frühjahr 1949 Probleme: Er gab nicht klein bei, sondern kämpfte für seine Sache, die er für gut und wichtig hielt. In seinem Schaukasten hängte er den zynischen Text aus: „Mit dem heutigen Tage dürfen keine Spielsachen für die Kinder mehr angefertigt werden, da wir das ‚Material‘ für Kanonen brauchen. A. Hitler. […]“ [110]. Nun gab es drei Punkte, die den sowjetischen Besatzern missfielen: 1. Die Andeutung einer Gleichsetzung der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) mit dem NS-Staat, 2. die berufliche Eigenständigkeit und schließlich 3. die bescheidene, eigenwillige Lebensweise Jankes – „Verwahrlosung“ lautete das Urteil – das reichte zur Verhaftung durch die politische Polizei. Man könnte es Glück im Unglück nennen, dass er nicht in einem der Lager des Gulag verschwand: Der Amtsarzt ließ ihn in die Nervenklinik Arnsdorf einweisen. Ende 1950 wurde er mit der Diagnose einer chronisch paranoiden Schizophrenie, die von einem Erfinderwahn geprägt sei, in die Krankenanstalten Hubertusburg in Wermsdorf verlegt. Damit verlor er auch das Recht auf eine eigene Wohnung, sein Schicksal war besiegelt.
Heute wünschte man sich mehr Menschen wie Janke, die auf die Krisen dieser Zeit mit ungeheurem Ideenreichtum und Kreativität antworteten, statt mit politisch-rückständigem Geplänkel, Angst und Populismus. Hierin können wir uns Janke zum Vorbild nehmen. Wir können uns von seiner optimistischen (Gedanken-)Spielfreude anregen lassen. Ein wenig mehr von der Zuversicht, mit guten Innovationen eine bessere Zukunft für die Menschheit zu schaffen, täte uns in dieser dystopischen Zeit gut. Statt dem Impuls zu folgen, alles erstmal zu zerreden oder vor anstehenden Katastrophen zu resignieren, sollten wir mehr forschen und entwickeln und vor allem: das Erforschte und Entwickelte schneller, unbürokratischer und zielgerechter umsetzen.
Man wünscht sich eine staatliche oder genossenschaftliche Institution, die hilfreiche Ideen von jedermann vorurteilsfrei, unbürokratisch und dankbar aufgreift und bei deren Realisierung (im Interesse der Volkswirtschaft, des Verbrauchers und der Bewältigung aktueller Krisen) helfen würde. Venture Capital, Startups und die „Regeln des freien Marktes“ reichen in diesen schwierigen Zeiten eben nicht mehr aus, um unsere Zukunft zu sichern. Die sogenannte staatliche Neuererbewegung der DDR war vielleicht – heute reformiert in Form einer demokratischen Ideenbörse unter Beteiligung gesellschaftlich relevanter Gruppen und abgeschminkt von sozialistischen Floskeln – gar keine so ganz schlechte Idee.
Nach heutigen Psychiatrie-Maßstäben wäre Janke vermutlich nach wenigen Wochen Behandlung – ggf. auch mit Neuroleptika [111] – entlassen worden wie höchstwahrscheinlich viele der in der Hubertusburg Eingeschlossenen. Er wäre vielleicht in einer betreuten Wohngruppe untergekommen und hätte – wer weiß – viele weitere hilfreiche Dinge entworfen, statt sich am Ende nur frustriert für ein missverstandenes Universalgenie zu halten und sich in Traumwelten zu verlieren. Ihm nicht zu helfen, ihn nicht ernst zu nehmen, war nicht nur ein Verstoß gegen die Menschenwürde. Es war eine Verschwendung seiner Kreativität und hat uns möglicherweise auch als Gesellschaft nützlicher Neuerungen und Forschungsansätze beraubt.
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Die Deutsche Fotothek verfügt über tausende digitalisierte Entwürfe, Zeichnungen, Briefe von Karl Hans Janke. Links auf die Abbildungen von Erfindungen sind grün hervorgehoben: Link.
(AF) Asmus Finzen: Schizophrenie. Die Krankheit verstehen, behandeln, bewältigen. ISBN: 978-3-96605-046-3.
(AH) Achim Haug: Reisen in die Welt des Wahns, München 2019. ISBN: 978 3 406 72743 6.
(IN) Zeitschrift Ingenieur-Nachrichten, Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft und Technik, Jg. 28, Ausgabe 4/2020.
(KHJ) Karl Hans (Joachim) Janke, Erfinder Künstler Visionär, Patient der Psychiatrie – hrsg. vom Verein Rosengarten e.V., ohne ISBN und Jahrgangsangabe (ca. 2016).
(NH) Genies in der Psychiatrie? Der Fall Karl Hans Janke – Dr. Peter Grampp – ein Youtube-Beitrag von Neue Horizonte/ Götz Wittneben, www.cosmotivation.org, 2020.
(MDR) Genie und Wahnsinn – der Fall Janke – Film von Michael Erler. Eine Produktion der malsehn! studios Fernseh- und Videoproduktion im Auftrag des MDR-Fernsehens 2007.
(NB) Nellie Boy: Zehn Tage im Irrenhaus, ISBN 978-3-932338-62-5.
(PG1) Dr. Peter Grampp: Jankes Konstruktionen im Spiegel seiner Person, der Krankheit und seiner sozialen Umwelt, 2007. Ausstellung im Hans-Janke-Museum.
(PG2) Dr. Peter Grampp: Warum war Janke fast 40 Jahre in der Psychiatrie? 2007. Ausstellung im Hans-Janke-Museum.
(PG3) Dr. Peter Grampp: Woran litt Janke während seines Psychiatrie-Aufenthalts wirklich? 2007. Ausstellung im Hans-Janke-Museum.
Dazu Zitat: Janke litt nicht an seiner Krankheit, er litt am Unverständnis der Menschen für seine Ideen. Man sollte präzisieren: Und an der empfundenen Feindseligkeit der Menschen um ihn herum gegenüber ihm und seinem Werk.
[1] Das ab 1721 errichtete Schloss war ein kurfürstlich-sächsisches Jagdschloss und fungierte außerdem als zeitweilige Nebenresidenz des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III, Sohn von August dem Starken ➥ Der sächsische Obelix. In einer Racheaktion plünderten preußische Truppen das Schloss im siebenjährigen Krieg, damit war es mit seinem Glanz vorbei. Heute steht das riesige, äußerlich restaurierte Schloss weitgehend ungenutzt herum. ▲
[2] (MDR), 4:58 min. ▲
[3] (PG2). ▲
[4] (MDR), 4:30 min. – Aussage der damaligen Krankenpflegerin Rosel Lingren. ▲
[5] (MDR), 4:00 min. – Dr. Waltraud Winkler, Assistenzärztin ab 1963 und Chefärztin der Psychiatrie ab 1975. Mit ihr war Janke nicht immer d’accord: „Sie fuhr mich grob an, obwohl ich sie freundlich angesprochen hatte“ – Janke an Dr. Asmussen, 04.04.67. Und sie sperrte ihn grundlos vom Freigang aus – Janke an Dr. Asmussen, 05.04.67. ▲
[6] (MDR) 7:40 min. – Krankenpflegerin Rosel Lingren. ▲
[7] (GP2): „Zusammengefasst entspricht das klinische Bild Jankes vollständig dem von Karl Leonhard beschriebenen Bild der ‚Expansiven Paraphrenie‘ oder der paraphrenia expansiva von Kräpelin.“ Diese Erkrankung gilt als Unterform der Schizophrenie. Andere nennen es paraphrenia phantastica. Peter Falkal (Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychologie und Nervenheilkunde) in mare, No. 83, Dezember 2010/Januar 2011, S. 67: „Es ist durchaus üblich, dass Betroffene vor Ausbruch der Erkrankung sehr kreativ sind, diese Kreativität aber später verlieren. Oftmals können sie nicht mehr präzise denken oder ihre Ideen vernünftig weitergeben“. Eine „saubere Aufarbeitung“ von Jankes Krankengeschichte hat bis heute nicht stattgefunden – ebda. ▲
[8] depatisnet.dpma.de: Internationale Patentklassifikation, depatisnet.dpma.de: Dokument DE000000734303A. ▲
[9] depatisnet.dpma.de: Internationale Patentklassifikation, depatisnet.dpma.de: Dokument DE000000734303A. ▲
[11] (MDR), 41.38 min. – Aussage von Professor Dr. Roger Grundmann. ▲
[12] mpg.de: Modellvögel lernen fliegen. ▲
[13] wikipedia.org: Ornithopter. ▲
[14] (IN), S. 27. ▲
[15] Z.B. Kugelförmiges Fluggerät u. Jankes Erfinderanspruch. An anderer Stelle führt Janke aus, er habe 1937 ein Reichspatent auf eine Kugelkonstruktion mit „Fascetten“ erhalten (Zeichnung, Quelle: Hans-Janke-Museum). Die Kugelkonstruktion verwendet er gedanklich sowohl für den „Atom-Sender“, als auch für das Kugel-Trajekt „Terra Venussa“. Desgleichen behauptet er, 1935 ein Patent für Flugzeug-Fahrwerk mit drei Rädern erhalten zu haben – Kleiner Post-Hubschrauber. ▲
[16] Raumfahrt nur mit friedlichen Fahrzeugen. Janke entwarf allerdings einen „Anti-Bomber“ bzw. „Sperrfeuer-Dreischrauber“ – eine Art Drohne mit Abwehrgeschütz. Oder einen Torpedojäger, der „hochexplosive Dum-Dum-Granaten“ gegen Bomber verschießt – die Verwendung von Deformationsgeschossen in Kriegen ist durch die Haager Landkriegsordnung verboten. Und kraftstoffsparende Kleinwagen fürs Militär. ▲
[17] (PG1). ▲
[18] (MDR), 12:09 min. Die elektrische Heizung hat allerdings schon der in Preußen geborenen russischen Geschäftsmann Franz San-Galli im Jahre 1855 erfunden – wikipedia.org: Heizkörper. ▲
[19] (MDR), 13:12 min. Von den heutigen Induktionsherden mit Glasoberfläche war man damals noch undenkbar weit entfernt, diese kamen erst Mitte der 80er Jahre auf den Markt – wikipedia.org: Induktionskochfeld. Der induktive Tauchsieder von heatle.de hätte Janke wohl gefallen. ▲
[20] deutschefotothek.de: Jenaer Glaswerk an Janke, 20.10.66. Im April 1966 hatte Janke beim VEB Lauscha wegen Herstellung von bis zu 1.000 Glaskolben angefragt – Janke an Glaswerk Lauscha, 19.04.66. ▲
[21] (MDR), 13:16 min. ▲
[22] Davon gibt es mehrere Entwürfe, z.B. Atom-Fahrrad, Fahrrad mit Atomkraft-Motor, Fahrrad mit Atomkraft-Motor, Antriebsdetails: Fahrrad-Motor, Rad-Motor, Atom-Diskus-Läufer, Fahrrad mit Motor, Fahrrad-Pedal-Motor uvm. ▲
[23] Vgl. auch Kleiner Stadtroller (Einkaufsroller) Piccolo. ▲
[24] Auch: Schnelles Fahrzeug der Post mit … Ballonreifen. ▲
[25] Vgl. Neuartiger Kleinwagen (für Polizei, Militär) ▲
[26] (MDR), 13:32 min. ▲
[27] (MDR), 13:40 min. – Dr. Jürgen Wodtke, behandelnder Arzt ab 1972 schildert die Erfindung. Ein erstes experimentelles Gebrauchsmuster dieses Tintenkulis fertigte Janke selbst und nutzte es für seinen Schriftwechsel – Janke an Dr. Asmussen, 13.09.68. Vgl. auch wikipedia.org: Tintenroller. ▲
[28] Vgl. auch Ausstellungstafel im Hans-Janke-Museum. ▲
[29] The Big Bang Theory – 222 – Howards Space Toilet Meatloaf Experiment. ▲
[30] Erste Ideen für diese Technik gab es allerdings schon 1910, ein erstes Boot entwickelte Enrico Forlanini im gleichen Jahr – wikipedia.org: Tragflügelboot. ▲
[31] Atom-Düsenschiff. ▲
[32] Z.B. Groß-Rettungsboot. ▲
[33] Auch: Transport-Käfig, Transport-Käfige, Transport-Kästen vom Versandort auf LKW und Bahn. ▲
[34] Transport ohne Umschlag. ▲
[35] Ein Trajekt ist laut Wikipedia „eine Verbindung von Eisenbahnstrecken mittels Fähren für den Transport von Schienenfahrzeugen“ – wikipedia.org: Eisenbahnfährverbindung. Es gibt auch das englische „trajectory“ für „Flugbahn“, Janke verschmilzt gedanklich also „Schiff“ und „Flugbahn“ zu „Flug- oder Raumschiff“, ein exemplarisches Beispiel für Jankes gern genutzte Begriffsverschiebungen. ▲
[36] Der nie fertig gestellte Turm sollte nach dem Prinzip des Resonanztransformators starke elektromagnetische Wellen senden, um Verbraucher drahtlos mit Strom zu versorgen. Die Geschichte Teslas und seines Turms wird Janke möglicherweise angeregt haben.
lamscience.com: Wie man aus Radiowellen Strom macht: Es soll tatsächlich möglich sein, mit Hilfe einer Antenne, einer Zündkerze und einem alten Kondensator, eine Autobatterie „aus der Luft“ zu laden. Ich habe es experimentell nicht nachgeprüft. Die ersten Entwürfe der Atom-Aggregate Jankes erinnern jedenfalls an Schwingkreise, wie man sie zum Empfang elektromagnetischer Wellen in den ersten (analogen) Radiogeräten nutzte. ▲
[37] (MDR), 21:10 min. Einige Kurzvorträge Jankes findet man, gesprochen von Matthias Brandt, bei Youtube im Kanal Duo Box. Leider gibt Brandt den Texten eine unnötig „verrückte“ Intonation, die wohl Schizophrenie suggerieren soll. Dadurch wird Janke posthum als Erfinder, der er nunmal auch war, diskreditiert. ▲
[38] wikipedia.org: Berliner Fernsehturm. Haug schildert, wie bei Patienten mit bizzarem Wahn oft logische „Brüche“ selbst in der Wahngeschichte auftauchen – (AH), S. 57. ▲
[39] Es soll sich dabei um eine Antenne zum Einfangen der Raumelektritzität handeln – Janke an Dr. Asmussen, 02.08.67: „Es handelt sich um die Atom-Nadel (Antenne) vorne in der Bugspitze von Flugzeugen oder Raumfahrzeugen.“ ▲
[40] (AH), S. 77. ▲
[41] Einige „Werke“ Jankes wurden 2001 in der Art brut Ausstellung Y.E.L.L.O.W gezeigt. Er selbst sah sich als „technischen Spezialisten“ und erst in späteren Jahren, mit seinen Bildbänden z.B. zur „Urgeschichte des Weltalls und der Erde“ als „freischaffenden Künstler“ oder Porträtmaler. Janke entwarf allerdings auch Tapetenmuster, Möbel und Vasen. ▲
[42] (AH), S. 89. Freilich hat Einstein ein nachprüfbares, physikalisch-mathematisches Formelwerk geschaffen und daraus Voraussagen abgeleitet, die sich später verifizieren ließen. Im Alter war bei Einstein jedoch eine Tendenz zum Starrsinn erkennbar. Er konnte sich mit den neuesten Entwicklungen der Quantenphysik niemals anfreunden, weil sie nicht in sein Weltbild passten. – Jankes Werk blieb weitgehend bei Entwürfen, technischen Zeichnungen, selbstgeschaffenen Modellen und Begriffen – wobei er in der Hubertusburg natürlich nicht die Gelegenheit gehabt hätte, experimentell zu forschen. Auch ein direkter Austausch mit Wissenschaftlern und Ingenieuren oder eine praktische Prüfung seiner Ideen waren ihm nicht möglich – darin besteht die eigentliche Tragik. ▲
[43] Off-Claim von Raumschiff Orion, z.B. Raumpatrouille Orion – Folge 1 – Angriff aus dem All, 0:08 min. ▲
[44] Sonne – Quelle der elektronischen Raumfüllung, dagegen: Sonnenwind, Strahlungsdruck, detaillierter: Lichtmühle. Mit einer „Lichtmühle“ könnte das Sonnenlicht tatsächlich direkt in Bewegungsenergie verwandelt werden – wieder eine Idee für weitere regenerative Energiegewinnungs-Ansätze. ▲
[45] In einem astrophysikalischen Thesenpapier behauptet Janke z.B., dass es auf allen Planeten Wasser, „Luft“, „Luftspannung“ und gleiche Wärmeverhältnisse gebe. Ab 15 km Höhe würden alle Raumfahrzeuge schwerelos und die sogenannten Mare (lat. für Meere) auf dem Mond seien tatsächlich Meere. „Der Mond unserer Erde könnte die nächste Erde (No. 2) sein“ – 100 km vor dem Mond.
Manches in seinem illustrierten kryptischen Spätwerk kann man nur noch psychoanalytisch deuten und erinnert von Ferne an die Welteislehre Hanns Hörbigers (Vgl. auch ➥ Raketen aus Peenemünde I: Die Anfänge, Fußnote 33). Dieser hatte u.a. beim bloßen Betrachten des Mondes die „Eingebung“, er sei aus Eis und hielt mit großem Starrsinn an seiner Lehre fest, ohne dass ihn jemand wegen Wahnvorstellungen in eine Klinik eingewiesen hätte. Janke entwickelte die Vorstellung, dass aus der Kopulation zweier Sonnen sogenanntes Plasma-Sperma entstehe. Der Plasmaschaum in den „Erdhöhlen“ der Planeten bilde „Urkeim-Plasma“ und „Schaum-Masse-Sprudel-Erd-Ovarien“, aus denen das Leben, zunächst als „unförmige, schwammartige Massen“ entstanden sei. Das ganze Sonnensystem sei möglicherweise ein lebender Körper, der atme usw. ▲
[46] Vgl. (AH), S. 80: Die Fähigkeit zur „kopernikanischen Wende“ kennzeichnet gesunde Menschen, psychisch Erkrankte können sich nicht vorstellen, dass ihre Ãœberzeugungen auch falsch sein könnten. Die Einsicht in die Möglichkeit einer Fehlannahme (vgl. (AH), S. 82) war bei Janke durchaus vorhanden. Im Vorwort zur „Urgeschichte des Weltalls und der Erde“ schreibt Janke: „Erst ein Jahrhundert oder mehr wird darüber entscheiden, ob die durch mich aufgestellten und gelösten Probleme akzeptabel sind oder nicht“ – (KHJ), S. 28. Trotz der umständlichen Formulierung: Auch hier war er sich durchaus bewusst, dass er sich irren könnte. ▲
[47] (MDR), 25:42 min. ▲
[48] (MDR), 26:00 min – Techn. Leiter des Krankenhauses, Manfred John. ▲
[49] (MDR), ebda. ▲
[50] Ein DDR-spezifisches Problem im Zusammenhang mit Wohnungsknappheit. Wenn jemand Monate oder Jahre in der Hubertusburg blieb, wurde sie zur Heimatadresse. Dann musste die Wohnung aufgegeben werden. Entlassung aus der Klinik war ohne Wohnung aber nicht möglich – (MDR), 15:50 min. ▲
[51] Immer wieder sprach Janke mit Ärzten über seine „Freilassung“, schrieb erboste Briefe. „Hier muss ein Verbrechen geklärt werden, ich bin kein Idiot.“ Und: „Ich bin ein rechtschaffener normaler Mann mit höherer Schulbildung.“ – (MDR), 14:38 min. ▲
[52] Das Anstaltsmilieu wirkte als self fulfilling prophecy. Der ab 1972 behandelnde Arzt, Dr. Jürgen Wodtke: „Die Umstände, unter denen Herr Janke leben musste, das Anstaltsmilieu, der Umgang mit den anderen Kranken, hat natürlich auch sein Verhalten verändert, geprägt. Wenn er also mal irgendwo vor sich hingesprochen hat oder so, dann steht nachher im Schwesternbericht ‚Patient halluziniert‘. Das muss ich ja als Arzt nachher eigentlich auch so wieder nehmen“ – (MDR), 15:29 min. ▲
[53] blog.zeit.de: Franz Kafka (1883–1924): Ein Rätsel, das immer modern bleibt. ▲
[54] (MDR), 15:44 min. – In Briefen beschwert sich Janke über andere Patienten, die ihm Böses wollen (Janke an Dr. Asmussen, 15.08.66) und über feindlich gesonnene Pfleger (Janke an Dr. Asmussen, 19.08.66). Janke fühlt sich und Dr. Asmussen verfolgt und bedroht. Patienten und Pfleger beleidigen ihn als Faulenzer, Nichtstuer, faules Schwein, „Lumpenkerl aus Polen“; sie unterstellen ihm, seine Mutter ermordet zu haben und schikanieren ihn täglich – Janke an Dr. Asmussen, 07.09.68. Pfleger Ratayscak verachtet sein Werk und will es vernichten, insbesondere die Modelle – Janke an Dr. Asmussen, 25.11.68. Oberpfleger Albrecht bezeichnet sein Werk als „Unrat“ (Janke an Dr. Asmussen, 15.05.69). Pfleger Faust stiehlt ihm Zeichnungen. Pfleger Wilhelm benimmt sich ungebührlich – Janke an Dr. Asmussen, 22.06.68. Pfleger Lammann gönnt ihm morgens nicht einmal eine Weißbrotschnitte – Janke an Dr. Asmussen, 07.09.68. Es kommt zu Tätlichkeiten (Fußtritte) – Janke an Dr. Asmussen, 28.11.68 – und Streitereien wegen Nichtigkeiten. Er kämpft vergeblich um seine Würde. Aber wer glaubt schon einem Patienten? Schnell lautet die Diagnose: Paranoia. Den „Obermedizinalrat“ versucht Janke immer wieder in zahlreichen Briefen für sich und seine Entwicklungen einzunehmen. Er fleht ihn an, ein Werk möge doch einen 4 Meter großen Prototypen seines Kugeltrajekts herstellen, angetrieben durch einen Hochspannungsaggregator – Janke an Dr. Asmussen, 04.02.69. Leider sind Antworten der Klinikleitung nur selten erhalten – die ehemals Verantwortlichen scheuen sich möglicherweise auch aus Scham, in ihren privaten Archiven zu graben. Grampp: „Dass dort Aggressionen geschehen sind, das ist völlig erwartungsgemäß. Es wurde auch viel früher interveniert, allerdings zum Teil auch wesentlich heftiger interveniert. Da möchte man manchmal gar nicht hingucken wollen, was da zum Teil dann auch passiert ist […] – (MDR), 5:12 min. ▲
[55] deutschefotothek.de: Janke an Dr. Asmussen, 02.08.67. ▲
[56] deutschefotothek.de: Janke an Dr. Asmussen, 11.01.68. ▲
[57] (MDR), ab 32:24 min. Dies ist ebenfalls dem Technischen Krankenhaus-Leiter Manfred John und auch dem 1996 neuen Psychiatrie-Chefarzt Dr. Peter Grampp zu verdanken. ▲
[58] (PG2). Eine Gefahr stellte er für niemanden dar. Vergeblich machte er kreative Vorschläge zu einer Art ambulanten Therapie für sich – Janke an Dr. Asmussen, 05.04.67. ▲
[59] (PG3): Grampp sieht hierin die Folge seiner Erkrankung: „[…] wobei falsch verwendete Begriffe weniger der Gespreiztheit, sondern eher der Vergröberung und der Störung des Denkens anzulasten sind“. ▲
[60] Warnung: Ãœberbelastung der Erde durch Hochhäuser: Diese Bauten würden den Erdmantel überlasten und könnten in darunter liegende Höhlen einbrechen. ▲
[61] (MDR), X:XX min. Janke schreibt in seiner Biografie: „Ich war früher selbst [NSDAP-]Parteigenosse […] weil ich es für richtig hielt, die Juden rauszusetzen, die sich bei allen Völkern immer den Profit abschöpfen. Ich hätte sie aber mit 60-80% ihres jeweiligen Vermögens ausbezahlt und rausgeschmissen“ – Ausstellungstafel im Hans-Janke-Museum. ▲
[62] (PG3). ▲
[63] (PG3). Einige Charakterzüge Jankes könnte man vielleicht einer schizotypen Persönlichkeitsstörung zuordnen – vgl. (AH), S. 59 und das Diagnosesystem der WHO ICD-10. ▲
[64] deutschefotothek.de: Janke an Dr. Asmussen, 1969. Schon im September 1969 zweifelt Janke die Mondlandung von Apollo 11 an und vermutet: „Da haben sich – wahrscheinlich in Moskau – einige ‚Amerikafreunde‘ einen Scherz erlaubt und einen Trickfilmstreifen gekurbelt“ – Janke an Dr. Asmussen, 10.09.69. ▲
[65] (NH), 22:24 min. Grampp bezeichnet es hier als Kernfehler in der Psychiatrie, Menschen nicht ernst zu nehmen: „Jeder Mensch hat das Recht, ernst genommen zu werden“. Gleichwohl ist es heute immer noch weit verbreitet, wenn nicht sogar üblich, auf psychisch Erkrankte hinabzublicken. – Der Janke offensichtlich wohl gesonnene technische Leiter des Krankenhauses, Manfred John, bezeichnete ihn als „klugen Spinner, der über andere hinausragt“. Eine pejorative Wertung, die gleichwohl von Sympathie oder mindestens Mitgefühl geprägt war. John ist zu verdanken, dass Jankes Zeichnungen in einer Dachbodenkammer des Schlosses aufbewahrt und nicht vernichtet wurden. Die Modelle wurden nach Jankes Tod vernichtet – (MDR), 13:16 min. ▲
[66] Der leitende Arzt Dr. Asmussen in einem Schreiben vom 27.1.1959 genervt: „Es handelt sich bei Herrn Janke tatsächlich um einen Geisteskranken, der glaubt, große Erfindungen gemacht zu haben und diese nun unbedingt verwirklicht sehen möchte“. Oder am 11.2.1959 an die Zentralstelle für wirtschaftliche Energieanwendung: Janke habe die Neigung, „alle möglichen Firmen anzuschreiben, um seine Erfindungen, die er gemacht zu haben glaubt, zu verwirklichen“. Janke erfuhr die Ausgrenzung auch in Wermsdorf, wo er sich frei bewegen durfte, z.B. von der Verkäuferin im Elektrowarenhaus – Janke an Dr. Asmussen, 24.04.70. ▲
[67] Beispielhaft: deutschefotothek.de: Janke an Dr. Asmussen, 29.11.67, Janke an Dr. Asmussen, 20.02.68, Janke an Dr. Asmussen, 04.02.69. ▲
[68] Einen Fall schildert Grampp in (NH), 52:50 min: Ein Mann der sich für Jesus hielt, wurde in Israel glücklich. Weitere Fälle schildert Haug – (AH), S. 209. Die Mühe wie Jean Marie Joseph Capgras schon im 19. Jahrhundert hat man sich in der Hubertusburg jedenfalls nicht gegeben – (AH), S. 183. ▲
[69] Karl Jaspers zitiert nach (AH), S. 76. ▲
[70] (AH), S. 77. ▲
[71] Vgl. dagegen unzureichend: (AH), S. 92. ▲
[72] Eine klare Abgrenzung zwischen dem Normalen und dem Wahn hält auch Haug für schwierig. Dazwischen „liegt ein Dämmergebiet, ein Schattenland, das schwer zu verstehen ist“ – (AH), S. 84. ▲
[73] „Es ist selten, dass Menschen mit Wahn und Halluzinationen auch Teile von Krankheitseinsicht haben“ – (AH), S. 131. ▲
[74] statista.com: Umfrage in Deutschland zum Glauben an Geister 2012. ▲
[75] statista.com: Welche dieser „übernatürlichen“ Phänomene erscheinen Ihnen glaubhaft; bei welchen Dingen können Sie sich vorstellen, dass es das tatsächlich gibt? ▲
[76] (AH), S. 13. ▲
[77] (AH), S. 112f. ▲
[78] (AH), S. 149f. ▲
[79] spiegel.de: Die irrsinnigen Ideen eines DDR-Visionärs und was sie heute bedeuten. ▲
[80] Vgl. (AH), S. 141. ▲
[81] Vgl. (PG2). Von einem „Wortsalat“ wie bei einer Schizophasie kann aber wohl nicht gesprochen werden – vgl. auch (AH), S. 114. Da wäre der Dadaismus mit seinen Lautgedichten z.B. Hugo Balls (Karawane) näher dran und auch der gilt nicht als pathologisch, sondern als experimentell. ▲
[82] (PG2). ▲
[83] Oder auch „Nadel-Akzeptor“ vgl. deutschefotothek.de: Kraftwagen mit Atom-Nadel-Antenne und Atom-PKW. Ein Barium-Ãœberzug soll eine bessere Stromausbeute generieren: Atom-Nadelantenne für Kraftwagen aller Art. Dazu wäre das Erdalkali-Metall jedoch überhaupt nicht geeignet, denn es ist an der Luft hochreaktiv. Man könnte in der Barium-Ãœberzeugung ein typisches Verhalten von Wahnpatienten sehen: Diese leiten nicht her, woher ihr Wissen kommt, es bedarf keiner Belege für die (eingebildete) Wirklichkeit. ▲
[84] Schilderung Dr. Jürgen Wodtkes in mare No. 83, Dezember 2010/Januar 2011, S. 67. ▲
[85] wikipedia.org: Geomagnetisch induzierter Strom (GIC). ▲
[86] n-tv.de: Forscher finden Neutrino-Quelle: Rätsel um kosmische Strahlung gelöst. ▲
[87] Vom Stil her ähnelt die Beschreibung auf der Webseite einem Text Jankes: „Die Neutrino Power Cell besteht aus Schichten aus Silizium und Kohlenstoff, die mit chirurgischer Präzision auf ein metallisches Substrat aufgebracht werden, so dass beim Auftreffen von Neutrinos eine Resonanz entsteht. Neutrino Energy hat herausgefunden, wie man eine solche Zelle bauen kann, die das optimale Resonanzniveau auf einem elektrischen Leiter in eine Resonanzfrequenz umwandeln und diese Energie dann einfangen kann“ – power-technology.com: Neutrino energy: harnessing the power of cosmic radiation. „Um sich die gewaltigen Dimensionen der Neutrino-Energie deutlich zu machen, rein rechnerisch überschreitet alleine das tägliche Potential dieser Strahlung dabei die gesamte kumulierte Energiemenge, die die Erde noch an fossilen Brennstoffen aufzubieten hat“ – computerworld.ch: Vom Nobelpreis zur Stromgewinnung – Neutrinovoltaic – die dezentrale Energiegewinnung ohne Emissionen. Entlarvend dazu Harald Lesch: Neutrinos als unendliche Energiequelle? ▲
[88] spektrum.de: Quantenphysik: Licht aus Vakuum erzeugt: „Laut der Quantenfeldtheorie ist das Vakuum alles andere als leer – ständig bilden sich dort so genannte virtuelle Teilchen, die kurz darauf wieder verschwinden“. Wissenschaftler um Christopher Wilson von der Technischen Hochschule Chalmers im schwedischen Göteborg haben nun erstmals einige solcher virtuellen in reale Photonen, also messbares Licht, umgewandelt.“ ▲
[89] wikipedia.org: Casimir-Effekt. ▲
[90] wikipedia.org: Nullpunktsenergie. ▲
[91] deutschefotothek.de: Janke an Dr. Asmussen, 10.09.69. ▲
[92] Auftrieb werde durch „Rauminhaltsänderung“ und „Aufwärtsdruck-Einstellung“ erzeugt – deutschefotothek.de: Werbetext für das Urlaubertrajekt Hiddensee. Zum Kugeltrajekt Terra Venussa o.ä. vgl. Weltall-Kugel-Trajekt, Ankunft einer Raum-Kugel auf dem Flugplatz, Terra Venussa, Weltall-Kugel-Trajekt. ▲
[93] Janke nennt dies einen Hitzestrahler (Vertikalstrahler für Kugeltrajekte). ▲
[94] wikipedia.org: Ionenantrieb. Zum magnetoplasmadynamischen Antrieb vgl. wikipedia.org: Magnetoplasmadynamischer Antrieb. ▲
[95] Eine grobe Abschätzung kann man mit der Formel p = P * c machen, wobei p der Impuls, P die Leistung und c die Lichtgeschwindigkeit ist – wikipedia.org: Mikrowellen. ▲
[96] derstandard.de: EmDrive: Der „Quantenantrieb“ bringt uns nicht zu fernen Planeten. ▲
[97] deutschefotothek.de: Weltall – Polverkehr zwischen den Erdkörpern, Unser Raumverkehr im Sonnensystem. ▲
[98] (AH), S. 31. ▲
[99] Vgl. Fußnote 7. ▲
[100] Vgl. (PG2); (AH), S. 34. ▲
[101] (PG2). ▲
[102] (AH), S. 35. ▲
[103] Ausstellungstafel Hans-Janke-Museum, „Eigene Biografie“. ▲
[104] Ob krankheitsbedingt – wikipedia.org: Karl Hans Janke – (PG3), aus finanziellen Gründen – (IN), S. 27 und (KHJ), S. 7) oder ethisch-aversionsbedingt (Leichen sezieren – (KHJ), S. 7) ist nicht abschließend zu klären. ▲
[105] (AH), S. 36 u. 172. ▲
[106] (MDR), 9:50 min. ▲
[107] Bekannt ist aber der starke Einsatz von Pervitin („Panzerschokoloade“) im 2. Weltkrieg, einer Crystal Meth-ähnlichen Droge. Substanzen, die schädigenden Einfluss auf das Gehirn haben, können Wahn auslösen – (AH), S. 172. Eine psychische Verletzung (Trauma) kann Ursache für Wahnvorstellungen werden – (AH) 176f. ▲
[108] Lt. Wikipedia (wikipedia.org: Karl Hans Janke) wegen der Schizophrenie-Diagnose, Janke selbst gibt eine „linksseitige Beschädigung durch Sturz von einem Militärwagen“ an. Bei diesem Sturz könnte es auch zu einer (unbehandelten) schweren Gehirnerschütterung gekommen sein – eine Blutung oder gar Schädigung des Hirns kann wahnauslösend sein – (AH), S. 173. ▲
[109] Der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen kann Auslöser oder Verstärker für eine psychische Erkrankung sein – (AH), S. 36. ▲
[110] wikipedia.org: Karl Hans Janke. ▲
[111] Heutige Behandlungen von Schizophrenie erfolgen mit einer Kombination aus Medikamenten und Therapie – (AH), S. 165. Die Regulierung des Dopamin-Stoffwechsels spielt danach eine bedeutende Rolle. Fast keine Rolle mehr spielen psychodynamische Therapieansätze, (AH), S. 214f. ▲
Beitragsbild: Mirke, 2022. Mit freundlicher Genehmigung des Karl Hans Janke Museums, Wermsdorf, betrieben durch den Verein Rosengarten e.V. Aus den zahllosen Zeichnungen Jankes hat das Museum für einen Raum einen Fußbodenbelag herstellen lassen.
Verwendung des PICR-Logos mit freundlicher Genehmigung durch PICR, 19.05.2024.
16864.1 Abb. aus der Patentschrift DE734303C, Hans Joachim Janke. Mit freundlicher Genehmigung des Europäischen Patentamts (espacenet.com), 09.06.2023. ▲
16864.2 Abb. aus der Patentschrift DE743758C, Hans Joachim Janke. Mit freundlicher Genehmigung des Europäischen Patentamts espacenet.com, 09.06.2023. ▲
16864.3 Turbinentrajekt, © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. Bearb. v. Mirke (Ränder), 18.04.2023. ▲
16864.4 Elektro-Ofen, © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.5 Kleiner Stadtroller, © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.6 Flach-Klemm-Stecker, © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.7 Magnetisches Saug-Kompressor-Aggregat (MSKA), © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.8 Standbild aus Genie und Wahnsinn – der Fall Janke. Dukonution, Youtube-Terms, 2023. ▲
16864.9 Porträt Karl Hans Janke, © Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung der arthistoricum.net, 09.06.2023 und des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.10 © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Raumelektronen-Fabrik. Bearbeitet von Bearb. v. Mirke (Ausschnitt über der Eingangstür), 18.04.2023. Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.11 Axpulkki at en.wikipedia, Public Domain, via Wikimedia Commons, 09.06.2023. ▲
16864.12 Mirke, 2018. Hochspannungsleitungen bei Remptendorf (Thüringen). ▲
16864.13 Metadaten: CC BY-NC-SA @ Ausstellung Karl Hans Janke in der Hubertusburg, Wermsdorf. Frei für nicht-kommerzielle Nutzung gemäß sachsen.museum-digital.de. Bearb. v. Mirke (Ausschnitt), 18.04.2023. Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.14 Deutsches Atom-Triebwerk, © Karl Hans Janke (Urheber) & Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲
16864.15 Mirke, 2022. © Rosengarten e.V. (Eigentümer). Mit freundlicher Genehmigung des Rosengarten e.V., 12.07.2023. ▲