Wanderung zum Hancock Lake

Eine kleine Nachmittagswanderung ist geplant, daraus wird ein zweistündiger Aufstieg von Bennington (Vermont) aus ins Mittelgebirge, ca. 1.000 Höhenmeter sind zu überwinden und zweimal 10 Kilometer über einen von Quads zerfahrenen steilen, gerölligen Feldweg. Unbekanntes Land: ca. 800 verschiedene Laubbaumarten gibt es hier (statt etwa 80 in Deutschland), die Grillen zirpen laut. Die Vogelrufe kenne ich nicht. Dicke Eicheln fallen von den großen Bäumen und prallen auf vertrocknete Äste, es klingt, als schlage sich eine Horde Wildschweine durchs Unterholz. Vielleicht ein Elch, ein Kojote, ein Braunbär oder wilder Truthahn?


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Aber es passiert nichts, nur eins der vielen graubraunen Eichhörnchen kreuzt den Weg und ein paar kleine Vögel rascheln im Laub. Rechts und links führen kaum erkennbar Feldwege hin zu kleinen Häusern, selbst mit dem Jeep nur mühsam zu erklettern. Wie gut, dass das GPS auf dem iPad mini funktioniert, auch ohne Netz. An einem Wendekreis die Reste eines größeren Lagerfeuers, auf einem Stein in der Nähe steht der Rest einer zerschossenen Bierflasche. In einer Astgabel eingeklemmt eine durchlöcherte Limobüchse. In den verkohlten Lagerfeuer-Resten die Metallfetzen einer explodierten Spraydose.


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Den Abzweig zum kleineren See rechts habe ich irgendwie verpasst, aber dann wird der Weg ebener und es geht schnell voran. Je höher ich komme, desto eindrucksvoller wird die Laubfärbung. Größere Pfützen auf dem Weg: Aufgeregt hüpfen gut getarnte, schlammfarbene Jungfrösche davon, sobald sie die Vibrationen meiner Schritte spüren. Es geht jetzt wieder leicht abwärts und durch die Bäume schimmert plötzlich links der See, sein dunkles Wasser liegt völlig ruhig vor der farbenprächtigen Kulisse. Keine Menschenseele weit und breit, unberührt liegt das riesige Gewässer vor mir. Es ist so still, dass es schon unheimlich ist – nach den Großstädten Washington, New York und Boston mit ihrem Lärm.


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Der gut 10 Kilometer lange Aufstieg in die Berge am 26. September lohnt sich: Fantastische Natur am Hancock Lake bei Bennington.

Auf dem Rückweg begegnen mir zwei neugierige Angler mit ihrem Jeep: Ob ich wirklich etwa den ganzen lieben langen Weg hierauf zu Fuß gegangen sei. Ja, sage ich, schließlich sei ich ein verrückter Tourist. Und die Landschaft hier oben entschädige für alles. Sie lachen.

Indian Summer

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Beitragsbild: Mirke, 2014.

1700.1   Mirke (für 2 Fotos), 2014.  

1700.2   Mirke (für 2 Fotos), 2014.  

1700.3   Mirke (für 2 Fotos), 2014.  

1700.4   Mirke, 2014.  

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