Frische Luft hat noch keinem geschadet und Gartenarbeit auch nicht, sofern in Maßen. Das dachte sich auch Johann Christoph Florschütz, der 1823 bis 1829 dafür sorgte, dass die jungen Prinzenbrüder Ernst II. (*1818 – †1893) und Albert (*1819 – †1861) von Sachsen-Coburg im Schlosspark Rosenau (Coburg) ausreichend Bewegung erhielten. Der von der Turnerbewegung des Vormärz geprägte Florschütz war vom Vater der beiden, Fürst Ernst I. von Sachsen-Coburg, als „Prinzen-Instruktor“ berufen worden und hielt einen geregelten Tagesablauf und Fitness im Freien für äußerst wichtige Erziehungsbestandteile. Der Herzog hatte mit seinem jüngeren Bruder Leopold ausgeklüngelt, dass die Söhne auf ihre künftigen Prinzenrollen professionell vorbereitet werden sollten [1]. Ernst (der ältere) sollte das Herzogtum übernehmen, für den Jüngeren wollte Leopold in Europa eine gute Partie suchen. Und schon sehr früh hatte er dazu Alberts Cousine Victoria ausersehen, die spätere britische Königin.
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Abb. 1: Der respektable Rath Johann Christoph Florschütz (*1794 bis †1882) im Jahr 1860.
Florschütz‘ für die Zeit fortschrittliche Didaktik zielte ab auf: Gesundheit, Brauchbarkeit, Tugend [2]. Gemäß des Spruchs „Mens sana in corpore sano“, der auf den römischen Dichter Juvenal zurückgehen soll, vertrat der Hofrath die Auffassung: „Nur in einem gesunden Leibe wohnt eine gesunde Seele“. Die Eingrenzung durch das „nur“ erscheint uns heute problematisch [3]. Mit dem, was 120 Jahre später daraus gemacht wurde, hatte Florschütz natürlich noch nichts zu tun – man kann an diesem Beispiel aber erkennen, wo die Wurzeln für Unheil liegen und dass es von Beginn an auf Nuancen ankommt.
Ihm ging es für die Prinzen um Regelmäßigkeit in der Lebensführung, „gesunde, einfache Kost, Reinlichkeit, freundliche, heitere Wohnung, gymnastische Ãœbungen, besonders tägliche Bewegung in freyer Luft …“ – sprich um eine „tüchtige Gesundheit des Körpers“ [4]. Mit heutiger Wellness- oder Muckibuden-Philosophie hatte dieser Ansatz nichts zu tun, vielmehr war Turnen eine überaus politische Angelegenheit. Im Geburtsjahr von Ernst II. (1818) gab es 150 Turnvereine mit 12.000 Mitgliedern, die sich durch Wehrertüchtigung auf einen nationalen Freiheitskampf vorbereiten wollten [5].
Im Geburtsjahr Alberts (1919) war das Turnen nach dem studentischen Attentat auf den deutschen Schriftsteller und russischen Generalkonsul August von Kotzebue gerade verboten worden [6], stand auch im privaten Rahmen unter „Generalverdacht“. Die „nationale Bewegung“ hatte sich seit dem ersten Wartburgfest der studentischen Burschenschaften 1817 radikalisiert. Es kam zu antisemitischen Ausschreitungen bei den sogenannten Hep-Hep-Krawallen [7]. Man erinnerte sich in deutschen Landen noch gut an die Französische Revolution, die vor Augen geführt hatte, wohin eine „extremistische Bewegung“ führen kann. Das wollten die „souveränen Fürsten und freien Städte“ des Deutschen Bundes in Karlsbad im Keim ersticken [8].
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Abb. 2: Friedrich Ludwig Jahn
Friedrich Ludwig Jahn (links), der heute oft nostalgisch „Turnvater“ genannt wird, hatte die deutsche Jugend schon ab 1810 zunächst für die Befreiung Deutschlands von napoleonischer Herrschaft trainieren wollen, dann sollten die Turner als Guerilla-Kämpfer für ein deutsches Reich unter preußischer Führung kämpfen. Jahn wirkte gemeinsam mit preußischen Militärs an der Gründung des berühmten Lützowschen Freikorps mit [9], dessen Uniformfarben zu unseren heutigen deutschen Nationalfarben schwarz-rot-gold wurden [10].
Ernst I., der Prinzenvater, hatte als preußischer General mehrfach gegen Napoleon gekämpft, wofür er 1815 zum Dank auf dem Wiener Kongress die saarländische Stadt St. Wendel und Umgebung erhielt. Sympathien für den Preußenfreund Friedrich Ludwig Jahn lagen da nahe. Dass er an der Turnideologie auch nach dem Verbot festhielt, spricht für adlige Sturheit, aber auch „Modernität“. Er ließ für Ernst und Albert nicht nur ein Stück Land im Park für einen kleinen Garten abteilen [11], sondern auch Turngeräte aufstellen. Auf einer Zeichnung Alberts von 1828 (Abb. 5) sind so etwas wie ein Barren, ein Reck, eine Hochsprunganlage, ein Sprung- oder Balancierseil, Kletterstangen und eine Leiter zu erkennen – ganz im Sinne von Jahns 1816 erschienenem Turnlehrbuch „Die deutsche Turnkunst“.
Dass Ernst I. auch dem Gedanken Jahns an ein geeintes Deutschland unter Preußens Führung zugetan war, lässt sich vermuten. Sein Sohn Ernst II. hat dieses „Projekt“ jedenfalls später entscheidend unterstützt – zum Dank steht er auf dem berühmten Kaiserkrönungsgemälde von Anton von Werner auf dem Podest rechts hinter Kaiser Wilhelm (in weißer Uniform, auf dem Bild links). Auch Albert sah Deutschlands Zukunft „ganz in Preußens Händen“ und plädierte an Friedrich Wilhelm IV, die Kaiserkrone aus den Händen der Paulskirchen-Abordnung anzunehmen [12]. Sicher ist, dass die Turnerbewegung bis zu ihrem zeitweiligen Verbot ab 1819 ein Trend geworden war, der alle Regionen und gesellschaftlichen Stände des Deutschen Bundes erfasst hatte.
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Abb. 3: Die Mutter von Ernst II. (rechts) und Albert (links), Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg, Herzogin von Sachsen-Coburg and Gotha etwa 1823/24.
Mit der Anlage des Prinzengartens war Ernst I. dem Zeitgeist voraus. Schon um 1797/98 waren auf Anregung des Landgrafen Karl von Hessen-Kassel im damals noch dänischen Kappeln an der Schlei erste sogenannte Armengärten angelegt worden (Carlsgärten) – Vorläufer der Kleingartenanlagen, wie man sie heute noch vor allem in den deutschen Großstädten findet [13]. Den eigentlichen Anstoß für Gartenkolonien zur „körperlichen Ertüchtigung“ gab der Anatom Carl Ernst Bock erst später, mit seinem 1847 entwickelten diätetisch-orthopädischen Konzept – also rund 10 bis 15 Jahre nach der Errichtung des Prinzengartens im Schlosspark Rosenau [14].
Hinzu kommt, dass Ernst I. ein Faible für Gartenkultur besaß. Er war der eigentliche Parkgestalter von Rosenau, unterstützt durch die Coburger Hofgärtner, die er zur Fortbildung auf Reisen schickte. Der Herzog sammelte Gartenliteratur und kannte die Parks in Potsdam und Berlin. Über die Schwester Victoire (Mutter von Victoria I.) hatte er Kontakt zu Friedrich Ludwig Sckell [15]. Sckell war ein bekannter Landschaftsgärtner, der auch die Umgestaltung des ehemaligen Klostergartens Amorbach 1803 nach dem Vorbild des englischen Landschaftsgartens geleitet hatte [16].
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Abb. 4: Blick auf Schloss Rosenau, wie es sich Queen Victoria bei Abreise gerne nochmal von der Kutsche aus anschaute.
Prinzenerzieher Florschütz sorgte jedenfalls für strenge Strukturen im Tagesablauf. Die Vormittage wurden Studien [17] gewidmet, ab 14 Uhr ging es für einige Stunden in den 200 Hektar großen Park des neugotisch-romantischen Schlosses, in den Prinzengarten [18]. In ihrem Areal am Fuße des Landsitzes konnten sich die Jungs im Sommer und Herbst bei Wind und Wetter austoben – im Winter lebte der Coburger Hof in der Ehrenburg im Zentrum Coburgs [19]. Sie gestalteten eine Gartenlaube [20], pflegten Blumenbeete, turnten und spielten mit den Finken in der Voliere: „Unsere Finken haben ein sehr schönes Haus“ [21]. Florschütz schrieb über Ernst später: Er „[…] suchte […] körperliche Arbeit in Feld und Garten“. Mitunter half ein Gärtner. Im bewaldeten Teil der westlichen Parkhälfte lag das „Prinzenfort“, eine „Gartenfestung“ [22]. Hier hoben sie Gräben aus und übten Krieg [23]. In einer kriegerischen Zeit war militärisches Training für den adeligen Nachwuchs selbstverständlich. Das Spiel mit hölzernen Soldatenfiguren gehörte dazu – dies war auch im 20. Jahrhundert ganz üblich, heute sind es entsprechende Apps oder die Playstation … [24].
Es gelang Florschütz, insbesondere Albert für die Natur (und die Naturwissenschaften) zu begeistern, wovon auch eine Froschanekdote berichtet [25]. Die Prinzen sammelten Steine und Mineralien, auch Vögel. Ihre Sammlungen wurden später die Grundlage des heutigen Naturkundemuseums Coburg [26]. Früheste Dokumente des Prinzengartens sind eine Zeichnung Alberts von 1828 (Abb. 5), ein Aquarell aus dem Jahr 1863 (Abb. 6) und eine historische Fotoaufnahme (Abb. 8). Die Prinzen waren hier glücklich, Albert schwärmte später in einem Brief an seinen Bruder von ihrem Garten als „dem Paradies ihrer Kindheit“ [27], der glücklichsten Zeit seines Lebens [28]. Die persönliche Erinnerung idealisiert Vergangenes oft …
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Abb. 5, links: Eine Zeichnung Alberts von 1828. Abb. 6, rechts: Nach der Restauration durch Victoria 1863.
Rückblickend weiß man, dass dem Prinzenerzieher in dieser Zeit eine sehr wichtige, fast väterliche Rolle zukam. Der leibliche Vater frühstückte mit den Kindern oder nahm die Söhne mal mit auf die Jagd. Er reiste mit ihnen durchs Herzogtum, zeigte ihnen die Pferde – ein „Helikopter-Vater“ war er nicht gerade – die Erziehung überließ er anderen [29]. Familiäre Distanz gehörte im Adel dazu. Seinem Vater begegnete man „mit einer an Furcht grenzenden Hochachtung“. „Nie duldete er eine Nachläßigkeit im Anzug, nie ein Sichgehenlassen im Benehmen, im Uebertretungsfall strafte uns ein Blick, der aber so ernst war, dass er eine lange Strafpredigt ersetzte“ [30]. Und: „[…] duldete er nie die geringste Klage über körperliche Unbequemlichkeiten, sogar über Schmerz; wir wurden auf jede Weise abgehärtet“ – so bekam der 6-jährige Albert z.B. Bier zu trinken [31]. Bolitho fasst zusammen: „Herzog Ernst I. war weder nach Lebensart noch nach Kultur eine erfreuliche Erscheinung“ [32].
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Abb. 7: Prinzenvater Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (*1784 bis †1844).
Die erst 24-jährige Prinzen-Mutter Luise ließ der Herzog wegen Untreue 1824 „ausquartieren“, gönnte sich selbst aber etliche Geliebte [33], untersagte ihr komplett den Kontakt zu den Kindern und eine skandalumwitterte Scheidung stand lange im Raum, die am 31. März 1826 nach dem Tod von Luises Vater vollzogen wurde. Lohn fürs Warten: Ernst I. konnte sein Herzogtum um das Erbe Gotha erweitern und hieß fortan Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha. Luise starb 1831 in Paris an einem „Blutsturz“ [34].
Florschütz verbrachte den ganzen Tag mit den von den Eltern vernachlässigten Jungen, wohnte mit ihnen sogar gemeinsam in einer Mansarde unterm Dach. Ein französischer Leibdiener namens Pathenai führte die Jungen auf natürliche Weise an die Fremdsprache heran [35]. Ernst und Albert waren unzertrennlich: „[…] bis Oktober 1838 [waren] wir beiden Brüder auch nicht einen Tag von einander getrennt […]“ [36]. Albert wird als lebhaft, hübsch und schmächtig beschrieben [37], geistig flexibel und mitunter melancholisch [38]. Ernst galt als sportlich, lebhaft, eher unbeherrscht, intelligent und sprunghaft [39]. Es gab auch mal Streit und Prügeleien, Florschütz „kniff“ die Jungen, wenn sie unaufmerksam waren und Albert warf im Theater Stinkbomben. Nur „traumhaft schön“ war die Kindheit denn wohl nicht [40]; Bolitho schreibt von einer „erzieherischen Zwangsjacke“, geformt vom „pädagogischen Trio infernale“ aus Florschütz, Leopold I und seinem alter ego, dem Berater und Vermittler Christian Friedrich von Stockmar [41]. Albert wurde manipuliert, aber Stockmar war sich sicher: „Der Junge würde [in London] eine Freiheit nicht vermissen, die er nie gekannt hatte.“ [42].
Seit der deutschen Klassik entwickelte sich der politische Fortschrittsgedanke auf eine typisch deutsche Weise ambivalent. Den Toleranzwerten wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Gleichheit vor dem Recht, Demokratie oder Selbstbestimmung standen von Beginn an Nationalismus, Autoritätsgläubigkeit und Zentralismus-Bestrebungen, Fremden- und Judenfeindlichkeit, gegenüber [43]. Zur Kaiserzeit festigte sich eine seltsame Grundhaltung der „reaktionären Modernität“ [44], die sich weiter wie ein roter Faden bis zum technischen Fortschrittsfanatismus versus Sklavenstaat im Dritten Reich zieht – ➥ Raketen aus Peenemünde I: Die Anfänge. Bis heute finden sich in Deutschland Spuren dieser widersprüchlichen Grundströmung.
So ist es wohl Florschütz intensiver „Grundausbildung“ und den Bemühungen des Herzog-Bruders und Freimaurers Leopold I. und seines Beraters zu verdanken, dass der Coburger Prinz Albert 1840 schließlich die damals 21-jährige Victoria von England heiraten konnte und die europäische Geschichte positiv geprägt hat [45]. Die allgemeine Einschätzung lautet, dass Albert – mäßigend, weise und dem Modernen aufgeschlossen – positiv auf Victoria I. einwirkte. Er kann als „volksnäher“ gelten als Victoria I und sah die gesellschaftlichen Probleme der Zeit klarer als sie [46]. Er setzte sich für private Wohlfahrt ein, war an technischen Erfindungen und Neuerungen sehr interessiert und begründete die Tradition der Weltausstellungen [47]. Systematisch verstand er, die gerade erst erfundene Fotografie (in den 30er Jahren gab es erste Daguerreotypien) zu PR-Zwecken einzusetzen. Seinen Bewegungsdrang aus der Zeit des Prinzengartens scheint Albert allerdings eingebüßt zu haben. Er galt nun als etwas steif, saß lieber im Lesezimmer; Victoria mahnte ihn, „sich mehr Bewegung zu verschaffen und nicht so viel zu studieren“. Albert wurden Prüderie, peinliche Genauigkeit und übertriebenes Pflichtgefühl nachgesagt, Victoria eine Vorliebe für Verschwendung und Klatsch, übertriebene Arroganz und Härte. [48].
Die gründliche, für die Zeit liberale Erziehung prägte auch Prinz Ernst II. entscheidend, was sich in seiner Haltung während der Revolutionszeit 1848 zeigte. Seit 1944 war Ernst nach einigen Skandalgeschichten Herzog, nun erfüllte er alle Forderungen des Revolutionskommitees vom 13. März 1848 schon drei Tage später. In diesem „allerhöchsten Befehl“ wurden den Bürgern die Pressefreiheit, das Recht auf Bewaffnung, die Einrichtung von Geschworenengerichten und die Volksvertretung zugestanden. Bereits wenige Tage später wurden Bürgerwehren aufgestellt, die an ihren Hüten schwarz-rot-goldene Bänder trugen. Zur Verblüffung vieler tauchte Ernst II. selbst in Bürgerwehruniform auf und ließ die neue Fahne über seinem Residenzschloss hissen. Bauern und Bedienstete durften nun (auf herzöglichen Kredit) Land erwerben, auf dem sie oft schon generationenlang gelebt hatten. Auf Schloss Callenberg wurde der „literarisch-politische Verein“ gegründet, gemeinsam mit Onkel Leopold, Stockmar und dem Fürsten Carl von Leiningen strebte Ernst nach der Gründung eines deutschen Staates unter der Führung Preußens. Das Turnverbot wurde aufgehoben, der Deutsche Sängerbund, der Deutsche Turnerbund und der Deutsche Schützenbund unter dem Protektorat des Coburger Herzogs gegründet [49]. Auch nach dem Scheitern der Revolution wurden 1852 wesentliche Grundrechte aus der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung in das Grundgesetz des Herzogtums übernommen, darunter Vereins- und Versammlungsfreiheit und das allgemeine Männerwahlrecht [50].
Die Queen war im August 1845 von Schloss und Park Rosenau sehr angetan, als sie Coburg das erste Mal gemeinsam mit ihrem Gatten besuchte. Gerne wird sie mit den Worten zitiert: „Wäre ich nicht, was ich bin, so wäre hier mein wahres Zuhause“ [51]. Möglicherweise neidete sie ihrem Mann auch dessen Kindheit ein wenig, denn ihre Mutter Victoire hatte aus ihrem eigenen Zuhause, dem Kensington-Palast, „einen Ort der Strenge und der Angst“ gemacht [52].
Der Prinzengarten soll im Zuge der Revolutionswirren von 1848 zerstört worden sein [53] und sei erst nach Alberts Tod 1861 auf Initiative von Victoria 1863 wiederhergestellt worden, liest man [54]. Das kann aber nicht ganz stimmen, denn auf einer zeitgenössischen frühen Fotografie von 1857 (Abb. 8) sieht man ihn in schönster Gartenordnung. Aber schon wenige Jahre später kam es zu Umbauten, das Vogelhaus gab es noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, zuletzt war hier nur noch eine Rasenfläche.
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Abb. 8: Der Prinzengarten auf einer frühen Fotografie von 1857.
Garten und Vogelhäuschen aus Eichenholz wurden anlässlich des 200-jährigen Geburtstags von Albert 2019 nach historischem Vorbild restauriert, wobei insbesondere die Nachbildung der Volière „eine ganz besonders spannende Aufgabe“ war. Dabei halfen die alte Fotografie und historische Zeichnungen. Heute zwitschern hier keine Finken mehr, man muss sich als Besucher – wohl aus Kosten- und Tierschutzgründen – mit „Holzimitationen“ zufriedengeben. Es blühen Nelken, Nachtkerzen und Rosen sowie unterschiedlichen Sommerblumen wie Vanilleblume, Leberbalsam, Männertreu, Zinnien und Mehl-Salbei. Ob diese Pflanzen hier auch vor 200 Jahren in dieser Zusammensetzung blühten, ist unklar [55]. Eine große Tafel informiert heute über die Gartenanekdote. Eigentlich sollte der Prinzengarten wohl keine Dauereinrichtung werden, er bekam aber soviel Zuspruch, dass ihn die Bayrische Schlösserverwaltung bis heute erhalten hat [56]. Ob er auf Dauer erhalten bleiben wird, ist ungewiss.
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Abb. 9 (links): Landsitz Osborne House auf der Insel Wight, Abb. 10 (rechts): Swiss Cottage mit Gemüse- und Blumenbeeten (historisches Aquarell).
Insbesondere Albert scheint die Gartenepisode der Kindheit sehr beeinflusst zu haben. Der Gemahl der britischen Königin Victoria ließ den Schlosspark Windsor umgestalten: Bäume pflanzen, Wege anlegen, hunderte Vögel ansiedeln und einen luxuriösen Pavillon bauen [57]. Er verbrachte viel Zeit mit der Gestaltung der Terrassen, Gartenanlagen, gewundenen Wege und Sommerhäuser des Landsitzes Osborne House und freute sich im Frühjahr an den Kamelien [57.1]. Dort ließ er am Swiss Cottage auch ein eigenes Gartenareal für die 9 Kinder einrichten, wo sie – ausgestattet mit Miniaturwerkzeugen und Schubkarren mit Monogramm – Obst, Gemüse und Blumen kultivierten. Jedes Kind hatte sein eigenes Beet. Die Erzeugnisse wurden vom Untergärtner Thomas Warne begutachtet. Wenn die Qualität ausreichte, zahlte Albert den Marktpreis. Im Cottage backten die Kinder Kuchen und Torten und in einer Molkerei lernten sie Butter- und Käsemachen. [58].
Albert brachte den Kindern „mit Karten und Piken die Geheimnisse des Krieges bei“. Im Jahr 1856 bauten Albert Edward (*1841, „Bertie“ – der spätere König) und Alfred (*1844, „Affie“ – der spätere Herzog von Coburg) als Ãœberraschung zu Victorias Geburtstag ein „kleines Fort“ im Garten und vier Jahre später fügten Affie und Arthur (*1850) eine Miniaturkaserne mit Zugbrücke hinzu. Die Prinzen spielten Krieg – so wie seinerzeit Albert und Ernst in Coburg [59].
Möglicherweise hat das Haus Coburg die heutige Garten-Leidenschaft der Briten angeregt; auch King Charles widmete sich in seiner langen Prinzenzeit schließlich jahrzehntelang dem biogärtnerischen Anbau [60].
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(HB) Hector Bolitho: Der große Coburger und seine Zeit, Dresden 1937, o. ISBN.
(HF) Hans Fenske: Deutsche Geschichte. Vom Ausgang des Mittelalters bis heute, 14082-6.
(KW) Kristin Wiedau: Eine adlige Kindheit in Coburg – Fürstenerziehung und Kunstunterweisung der Prinzen Ernst und Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Sonderdruck aus dem Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 2000, Band 45, anläßlich der gleichnamigen Ausstellung der Kunstsammlungen der Veste Coburg, 13. Juli – 7. Oktober 2001. Ohne ISBN.
(KW/DP) Klaus Wiegrefe / Dietmar Pieper (Hrsg.): Die Erfindung der Deutschen. Wie wir wurden, was wir sind, ISBN: 978-3-421-04318-4.
(MH) Matthias von Hellfeld: Das lange 19. Jahrhundert. Zwischen Revolution und Krieg 1776 bis 1914, ISBN: 978-3-8012-0468-6.
(SPR) Bayrische Schlösserverwaltung: Schloss und Park Rosenau. Amtlicher Führer, bearbeitet von Sabine Heym, ISBN: 978-3-941637-09-2.
[1] (KW), S. 18 und 92. Florschütz hatte Philosophie und Theologie in Jena studiert, einer Hochburg aufmüpfiger Studenten – vgl. die Antrittsvorlesung Schillers im Revolutionsjahr 1789. Er hatte sich bereits als Hauslehrer bei der gräflichen Familie Mensdorff-Pouilly einen Namen gemacht. Ob eine Freimaurer-Verbindung zu Leopold I. bestand, lässt sich nur vermuten. Florschütz‘ didaktisches Konzept hat er sicher auch mit Leopold abgestimmt. Nachdem seine Frau Charlotte 1817 gestorben und damit seine eigene Prinzregentschaft unmöglich geworden war, plante Leopold nun für den Coburger Nachwuchs. ▲
[2] schloesserblog.bayern.de: Prinz Alberts Kindheit auf der Rosenau und (KW), S. 92. Kristin Wiebel führt den didaktischen Ansatz Florschütz‘ auf die „seit Antike und Renaissance überlieferte[…] Tradition von Prinzenerziehung und Herrschertugenden“ zurück – (KW), Vorwort. Dies greift zu kurz, denn zeitgenössische Aspekte wie die Aufklärung des 18. Jahrhunderts, Turnerbewegung und Entstehung des Kleingartenwesens im 19. Jahrhundert werden hierbei unbetrachtet gelassen, gleichermaßen der Einfluss Preußens. ▲
[3] Der Umkehrschluss im Nationalsozialismus lautete, dass in einem nicht-gesunden Körper kein gesunder Geist wohnen könne. Das endete 1933-45 in der Tötung von mehr als 200.000 Kranken und Behinderten – genannt sei an dieser Stelle beispielhaft die Tötungsanstalt "Festung Pirna-Sonnenstein", wo 1940/41 auf direkten Befehl Adolf Hitlers allein etwa 15.000 Menschen umgebracht wurden. Bemerkenswerterweise wird Pirna heute durch einen von der rechtsradikalen AfD getragenen Bürgermeister regiert – Tim Lochner. ▲
[4] (KW), S. 92. ▲
[5] Vgl. wikipedia.de: Friedrich Ludwig Jahn, Abschnitt „Turn- und Nationalbewegung“. ▲
[6] wikipedia.org: Friedrich Ludwig Jahn und wikipedia.org: Karlsbader Beschlüsse. Die Auswirkung der Karlsbader Beschlüsse vom August/September 1819 trafen die Turnbewegung hart. Die Burschenschaften wurden verboten, Universitäten unter Staatsaufsicht und viele studentische Turner und Burschenschafter unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Mehrere Turner aus Jahns Umfeld wurden festgenommen oder erhielten ein Berufsverbot, so dass sie ins Ausland (vor allem Amerika) auswanderten. Ein Turnverbot in ganz Preußen und anderen deutschen Staaten wurde erlassen. Somit war offiziell in Preußen 1820 das Turnen eingestellt, allerdings fanden weiterhin vielerorts trotz dieser Sperre Leibesübungen statt. ▲
[7] wikipedia.org: Hep-Hep-Krawalle ▲
[8] wikipedia.org: Karlsbader Beschlüsse. ▲
[9] wikipedia.org: Lützowsches Freikorps, Abschnitt „Geschichte“. Das Korps war sozusagen eine erste „internationale Brigade“ wie dann 100 Jahre später im spanischen Bürgerkrieg. Es setzte sich aus etwa 3.500 Soldaten zusammen, die aus allen Regionen Deutschlands kamen. Unter ihnen waren zahlreiche prominente Schriftsteller wie Theodor Körner oder Joseph von Eichendorff, Maler, Turner. Das Freikorps kämpfte in vielen Schlachten gegen Napoleon mit, zuletzt auch bei Waterloo. Es war militärisch nicht besonders erfolgreich, hatte aber eine große Bedeutung für die entstehende nationale Bewegung. ▲
[10] wikipedia.org: Lützowsches Freikorps. Die Uniformen des Korps waren schwarz, mit rotem Stepprand (Paspeln) und messingfarbenen („goldenen“) Knöpfe. Man könnte in letzterem ein Symbol für eine gewisse deutsche Großspurigkeit und für Fake sehen, denn die Nationalfarben sind laut Grundgesetz (Art. 22) schwarz-rot-gold, werden aber auch heute im allgemeinen nur mit schwarz-rot-gelb „übersetzt“, bezeichnenderweise aus Kostengründen. ▲
[11] schloesserblog.bayern.de: Prinz Alberts Kindheit auf der Rosenau: „Wir widmen die ganze Tageszeit dem Studium; mit Ausnahme der beiden Stunden von zwei bis vier Uhr, in denen wir uns in unserem Garten, regelmäßig tüchtig durcharbeiten.“ ▲
[12] wikipedia.org: Ernst II. (Sachsen-Coburg und Gotha). Wilhelm I. dankte unmittelbar vor der Annahme des Kaisertitels im Spiegelsaal von Versailles Ernst II. vor allen anderen deutschen Fürsten öffentlich: „Ich vergesse nicht, dass ich die Hauptsache des heutigen Tages Deinen Bestrebungen mit zu danken habe.“ Zu Albert siehe (HB), S. 199. ▲
[13] kgvhansa.de: Geschichte der Schrebergärten. ▲
[14] wikipedia.org: Kleingarten, Abschnitt „Geschichte“, Schrebergärten“. – Gemeint ist an dieser Stelle natürlich nicht der gleichnamige Biergarten in Coburg, auf den man bei Google stößt, wenn man dort nach „Prinzengarten“ sucht. ▲
[15] (SPR), S. 47. ▲
[16] wikipedia.org: Friedrich Ludwig von Sckell. Amorbach war der Stammsitz des Fürstenhauses zu Leiningen. ▲
[17] Florschütz‘ Konzept legte Wert auf moderne Fremdsprachen (Englisch und Französisch), aber auch Latein. Dass auch die Naturwissenschaften einen breiten Raum einnahmen, ist für die Zeit ungewöhnlich und erklärt das spätere Engagement Alberts für Neuerungen in England wesentlich mit, z.B. für die erste Weltausstellung 1851. Diese wurde auf Anregung Prinz Alberts im Londoner Hyde Park unter dem Titel „Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations“ abgehalten. Dort errichtete Joseph Paxton eigens für die Veranstaltung den Crystal Palace, einen damals spektakulären Kristallpalast – ein 600 Meter langes Gebäude aus Glas und Eisen. ▲
[18] wikipedia.org: Schloss Rosenau Coburg, Abschnitt „Park Rosenau“: Heute hat der Park „nur“ noch eine Größe von ca. 36 Hektar. ▲
[19] (KW), S. 96. ▲
[20] schloesserblog.bayern.de: Prinz Alberts Kindheit auf der Rosenau: Hier ist von einem kleinen „Sommerhaus“ die Rede. (KW), S. 20f: Die Prinzen ackerten in ihrem Gärtchen „selbst bei schlechtem Wetter“. ▲
[21] Albert als 6-Jähriger brieflich an seinen Vater – zitiert nach (KW), S. 20. Bolitho zitiert so: „Unsere Finken haben solch schönes Haus, in dem sie wohnen“ – (HB), S. 44f. ▲
[22] (SPR), S. 54: „… wir arbeiten ebenso tüchtig an unserer Schanzen und haben schon ein großes Stück vorwärts gebracht“, schrieb der 13-jährige Albert seinem Vater 1832. ▲
[23] schloesserblog.bayern.de: Prinz Alberts Kindheit auf der Rosenau: „Im Park Rosenau bauten Ernst und Albert eine ‚Schanze‘, also eine Miniaturfestung.“ ▲
[24] (KW), S. 22. Vgl. auch soldatenspiel.de: Soldatenspiel und ➥ Erquickliches Prunken auf der gepriesenen Insel. ▲
[25] schloesserblog.bayern.de: Prinz Alberts Kindheit auf der Rosenau: „… fand er einen großen schön grünen Frosch, den er sofort ergriff, zwischen beide Hände nahm und damit sich zur Gesellschaft begab, um den Damen das schön gefärbte Thier zu zeigen. Ein allgemeiner Schreckensschrei erhob sich, die Damen flohen nach allen Seiten“. ▲
[26] (KW), S. 16 und wikipedia: Naturkundemuseum Coburg, Abschnitt „Geschichte“. Albert sammelte auch altdeutsche Holzschnitzarbeiten, blauweißes Coburger Porzellan und Rubinglasbecher – (HB), S. 174. ▲
[27] ulrich-goepfert.de: Der Prinzengarten im Schlosspark Rosenau – Eine Fotostrecke von Ulrich Göpfert. ▲
[28] (KW), S. 19. ▲
[29] (HB), S. 52. ▲
[30] (KW), S. 15. ▲
[31] (KW). S. 16 und Alberts Tagebuch nach (HB), S. 44. ▲
[32] (HB), S. 34. Dort die weitere Charakterisierung: „kleinlich und misstrauisch, gefühllos und selbstsüchtig“. Sein Charakter zeigte sich auch später deutlich, indem er seinem Sohn und britischen Prinzgemahl Albert wiederholt mit Forderungen nach Geld und Titeln auf die Nerven ging – (HB), S. 112. ▲
[33] Ernst I. ging in den Bergen der Jagd nach und hatte in den Tälern Liebschaften – (HB), S. 33. Ob Luise wirklich Ehebruch begangen hat, ist unwahrscheinlich. Zwar wurde sie von Ernst I. vernachlässigt und von Graf Solms und Leutnant von Hanstein umschwärmt, mehr aber wohl nicht – (HB), S. 32f. Beim ersten Versuch, die Herzogin zu verbannen, kam es in Coburg fast zu einem bewaffneten Volksaufstand: „Als Luise in ihren Wagen stieg, brachen sie durch Hecken und Zäune, schnitten die Stränge ab und spannten sich selbst vor den Wagen, sie in die Stadt zu ziehen. ‚Die Liebe war rührend, aber schrecklich, da alle bewaffnet waren.'“ – (HB), S. 35. Die Untertanen wollten die Versöhnung mit Gewalt erzwingen – (KW), S. 16. Am Folgetag zogen Bauern und Landvolk in die Stadt und wollten, dass der Herzog sich gemeinsam mit Luise auf dem Balkon zeigte. Die Schuld an der Trennung gaben die Bürger einem angeblich intriganten Oberst und Geheimrat namens Szimborsky – ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist vorhanden – (KW), S. 17 und (HB), S. 36. Ernst I. wollte Soldaten gegen die Protestierer einsetzen, „aber kein Soldat zeigte sich“. Er drohte mit österreichischer Kavallerie, diese kam aber nicht mehr zum Einsatz – (HB), S. 36f.
Auslöser waren eigentlich die Hofdamen, die dem Herzog Gerüchte vorgetragen hatten. Zur Einordnung der Ungeduld des Volkes: „Die Coburger [Adligen] waren immer schöne, aber kalte Menschen. Ihre Frauen waren für sie Mütter und hübsches, verliebtes Spielzeug. Aber Freundschaft zwischen Mann und Frau war bei ihnen stets unmöglich“ – (HB), S. 31. ▲
[34] (KW), S. 17 und (HB), S. 39. ▲
[35] (KW), S. 26 und 93. Bolitho erwähnt zusätzlich einen Schweizer Kammerdiener Cart, der 1858 starb – (HB), S. 313. ▲
[36] Ernst II, zitiert nach (KW), S. 13. ▲
[37] So die Großmutter, zitiert nach (HB), S. 29: „sehr hübsch, aber zu schwach für einen Jungen; im ganzen eine gutmütige Natur, lebhaft, sehr lustig und voller Unfug“. ▲
[38] (HB), S. 89. ▲
[39] (CW), S. 95. ▲
[40] (HB), S. 44 u. 49. Auch in adligen Kreisen verzichtete man nicht völlig auf die Prügelstrafe, mitunter schien „eine Tracht Prügel“ erforderlich – (HB), S. 278. ▲
[41] (HB), S. 55 und 63, dort allgemeiner: „Die Zwangsjacke des Schulzimmers“. S. 52: „[…] wurde Albert der Sohn dreier Pflegeväter, seines Onkels Leopold, seines Hofmeisters Florschütz und des Barons von Stockmar.“ ▲
[42] (HB), S. 61. „Leopold und Stockmar hatten ihn [Albert] nie als ein Wesen mit Herz und eigenen Wünschen betrachtet. Seine Träume waren stets zerstört worden“ – (HB), S. 220. Vermutlich gingen die depressiven Stimmungen Alberts im Erwachsenenalter auf die allzu genauen Regelungen im Erziehungswerk des Trios zurück. Er verzweifelte zusehends an der „leidigen und schwierigen Welt“, an der sich trotz Fleiss und Genauigkeit wenig zu verbessern schien – (HB), S. 321. Albert scheint eine gewisse Todesneigung entwickelt zu haben – (HB), S. 343 u. S. 346. Vgl. zum Thema auch den tiefgründigen Text von Jean Améry: Hand an sich legen. ▲
[43] wikipedia.org: Hep-Hep-Krawalle, zu Antisemitismus und Franzosenfeindlichkeit von Jahn vgl. wikipedia.org: Friedrich Ludwig Jahn. ▲
[44] Der Begriff wurde vermutlich durch den amerikanischen Historiker und Sozialwissenschaftler Jeffrey Herf geprägt (nach Rainer Eisfeld: Mondsüchtig, S. 36). ▲
[45] (HB), S. 99. ▲
[46] Imperialismus, Hygiene-Probleme, Irland-Krise, Kinderarbeit, Verarmung des Proletariats (Pauperismus) prägten die Zeit. Englands Hauptübel sei „die ungleiche Verteilung des Besitzes und die daraus entstehende Gefahr der Armut und des Neides“, Albert zitiert nach (HB): S. 118. „Immer wieder bedrückte ihn das Los des britischen Arbeiters“ – (HB), S. 193. Im Mai übernahm er den Vorsitz der „Gesellschaft zur Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen“ und kritisierte die Kapitalisten – (HB), S. 213. Er ließ Mietwohnungen für arme Leute in Kennington bauen. Dass Arbeiterwohnungen Badezimmer haben sollten, galt als unerhört – (HB), S. 119. Albert setzte sich für die Lastträger ein (heute vergleichbar mit den DHL-Zustellern) – (HB), S. 297f. Bruder Ernst bestätigte Albert 1843: „Victoria hat sich sehr vervollkommnet und ist sehr vernünftig und gutartig geworden“ – zitiert nach (HB), S. 155. Gegenüber Irland war er in seiner Haltung allerdings verächtlich und gnadenlos – (HB), S. 216. ▲
[47] Das Osborne House war mit – für die Zeit – modernster Technik ausgestattet. So konnte man per (elektrischem) Knopfdruck vom Schreibtisch aus Bedienstete rufen, es gab eine Fußbodenheizung und sogar einen Aufzug (der allerdings von Dienern per Seil gezogen wurde …). Vgl. Secrets of the Royal Palaces S03E07- Osborne House – History Xtra von Joan Fraser via Youtube, insbesondere 10:18 min (Knöpfe), 16:16 min (Fußbodenheizung, Badewanne mit fließend warmem Wasser), 17:48 min (Aufzug). – Zur persönlichen Charakterisierung vgl. (HB), S. 145. ▲
[48] (HB), S. 65, 116, 245, 247, 274. Auf S. 133 ist von der „[…] militärischen Steifheit seines Benehmens“ die Rede. Ãœber sein 30. Lebensjahr: „Hinter dem Schreibtisch hatte er Fett angesetzt“ – (HB), S. 227f. ▲
[49] coburg.de: Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha. ▲
[50] wikipedia.org: Ernst II. (Sachsen-Coburg und Gotha). Nach Bolithos Einschätzung ging die Einführung der konstitutionellen Monarchie (also Machtteilung zwischen Monarchie und einem gewählten Parlament wie in Großbritannien) auf dem Kontinent vom Haus Coburg aus, beginnend mit Belgien, wo Leopold König wurde. Liberale Ideen seien die Grundlage der Erziehung sowohl Alberts als auch Victorias gewesen. „Sie versuchten, lieber die Krone durch ihre eigene liberale Verwaltung mit dem aufgeklärten Volk auszusöhnen, als abzuwarten, bis sich das Volk selbst befreite“ – (HB), S. 192. ▲
[51] wikipedia.org: Schloss Rosenau (Coburg). ▲
[52] (HB), S. 31. Neid spielte in der Beziehung eine nicht unbedeutende Rolle: „Ihre [Victorias] Liebe war eigensüchtig und ziemlich eigennützig“ – (HB), S. 125. Die Herzogin von Kent (Mutter von Victoria) soll sich im Alter gewandelt haben, sie galt um 1860 als nun „sehr lieb und gütig“ – (HB), S. 335. Die „grenzenlose Zärtlichkeit“, die aus Briefen gesprochen haben soll, hatte sie vor dem Kind seinerzeit gut versteckt – (HB), S. 341. ▲
[53] (SPR), S. 54. Da 1848/49 in Coburg völlig friedlich ablief und nicht ein einziger Schuss abgefeuert wurde, erscheint eine Zerstörung durch Revolutionäre sehr unwahrscheinlich. Der „Vandalismus“ muss zwischen 1857 (Foto Abb. 8) und 1863 stattgefunden haben; dies wäre aber im Zuge des 2. Besuchs von Victoria 1860 sicher aufgefallen. Noch wahrscheinlicher sind die Zerstörungen also zwischen 1860 und 1863 zu datieren. ▲
[54] Vgl. z.B. rct.uk: The Rosenau: the gardens of the Hereditary Prince of Saxe-Coburg and Prince Albert with the Vogelhaus or Aviary. ▲
[55] E-Mail von Florian Schröter, Bayrische Schlösserverwaltung, vom 03.11.2023: „Eine überlieferte Fotoaufnahme von Francis Bedford aus dem Jahr 1857 [Abb. 8] sowie ein Aquarell von Max Brückner aus dem Jahr 1863 [Abb. 6] ermöglichten Rückschlüsse auf einige im Prinzengarten vorhandene Pflanzen. Zudem haben sich im Staatsarchiv Coburg Pflanzenlisten erhalten, die den einst vorhandenen Pflanzenbestand des Schlossparks Rosenau dokumentieren. In einer Pflanzenliste aus dem Jahr 1821 sind beispielsweise die Pfingstrose, die Bartnelke und die Stockrose genannt, die auch für die Reminiszenz an den Prinzengarten wieder verwendet wurden. Spezifische Pflanzenlisten, die sich unmittelbar auf den Prinzengarten beziehen, haben sich jedoch leider nicht erhalten.“ ▲
[56] schloesser.bayern.de: Schlösserverwaltung baut historische Voliere nach – Neue Attraktion im Prinzengarten im Schlosspark Rosenau. ▲
[57] (HB), S. 108 und S. 144. Alberts Garten-Faible begründete zumindest teilweise die viktorianische Kunst, in Malerei, Dekoration und Mode. „Kostbare Blumensträußchen wurden auf Glas gemalt, behandschuhte Hände zeichneten geheimnisvolle Muster auf kleine, farbige Bänder, in Perlen stellte man die Formen der Vögel und Blumen her, und pflichteifrige Töchter kopierten Iris und Akelei, Rose und Wasserlilie auf durchscheinendem, farbigem Wachs“ – (HB), S. 146. ▲
[57.1] (HB), S. 323. ▲
[58] rocalcentral.co.uk: The Swiss Cottage, Osborne and Queen Victoria’s Children, rct.uk: The Swiss Cottage, Osborne House, travel-huh.com: Osborne House – Der komplette Leitfaden; (HB), S. 175. ▲
[59] english-heritage.org.uk: The Swiss Cottage; (HB), S. 177. Mit der Erziehung ihrer Kinder waren Victoria und Albert ansonsten eher nicht so erfolgreich. Insbesondere das Naturell des Thronfolgers Albert Edward war für die strengen Coburger Regeln nicht geeignet – vgl. (HB), S. 222 und S. 289ff. „Dieser Coburger Einfluss war der Himmel der Schulmeister, die glaubten, ein Kind erziehen zu können, ohne es aus sich selbst heraus zu entwickeln.“ – (HB), S. 219. ▲
[60] n-tv.de: Nach 35 Jahren – Prinz Charles gibt Bio-Bauernhof auf. ▲
Beitragsbild: Mirke 16.01.2024, Prinzengarten im Schlosspark Rosenau, Coburg.
Verwendung des PICR-Logos mit freundlicher Genehmigung durch PICR, 19.05.2024.
19370.1 Royal Collection Trust, RCIN 2913945, Albumindruck eines Fotos von 1860. Public Domain, bearb. v. Mirke (schwarz-weiß, Ausschnitt), 16.01.2024. ▲
19370.2 Lithographie von Georg Ludwig Engelbach (*1817, †1894), Public Domain, via Wikimedia Commons, bearb. v. Mirke (Ausschnitt), 01.01.24. ▲
19370.3 Ludwig Döll, Public Domain, via Wikimedia Commons, 03.01.2024. ▲
19370.5 Links: Royal Collection Trust, RCIN 981392, Zeichnung Alberts vom November 1828, Public Domain, bearb. v. Mirke (schwarz-weiß, Ausschnitt), 16.01.2024. Rechts: Royal Collection Trust, RCIN 920445, Aquarell v. Max Brückner (*1836, †1919) um 1860, Public Domain, 16.01.2024. ▲
19370.6 Unidentified Painter, Public Domain, via Wikimedia Commons. Bearb. v. Mirke (Ausschnitt), 16.01.2024. ▲
19370.7 Royal Collection Trust, RCIN 2102855, Foto von Francis Bedford (*1815, †1894) 1857, Albumindruck, Public Domain. Bearb. v. Mirke (schwarz-weiß, Ausschnitt), 16.01.2024. ▲
19370.8 Links: Steve Daniels / Osborne House via Wikimedia Commons, Public Domain, 15.01.2024. Rechts: Royal Collection Trust, RCIN 919867, Public Domain, Aquarell-Zeichnung um 1855. Bearb. v. Mirke (Ausschnitt), 16.01.2024. ▲