Natürlich beißt im Normalfall nicht der Wurm die Mücke. Vielmehr beißt die Mücke den Menschen. Aber das ist auch nicht ganz richtig, denn die Mücke heißt hier sandfly oder blackfly, also Sandfliege oder Schwarzfliege; wobei weder Sand noch Fliege richtig sind und Mücke schon gar nicht. Einige sprechen auch von Kriebelmücken, was aber erst recht nicht so ganz stimmen kann, denn letztere Biester habe ich in Deutschland im Garten und stehe mit ihnen ernsthaft auf Kriegsfuß, denn sie verursachen handtellergroße rote Schwellungen, die erst nach 4-7 Tagen verheilen.
Die sandflys hier sind anscheinend weitgehend harmlose lästige kleine Zeitgenossen, die wie ihre Kollegen Kriebelmücken in Deutschland in die Haut beißen und dann das Blut schlürfen, dabei aber relativ unauffällig bleiben, außer dass sie Juckreiz verursachen und auch mal in Massen auftreten.
Und jetzt komme ich endlich auf den Punkt, nämlich dass die sandflys, die nix mit Sand am imaginären Hut haben, auch dem neuseeländischen Glühwurm zur Speise dienen. Wie das vonstatten geht, kann man in einer Höhle am See Te Anau besichtigen. Man macht eine abendliche Bootsfahrt mit einem Katamaran, eine Stunde braucht’s bis hin. Während wir hindüsen, gibt es übrigens ein kleines Erdbeben, wird uns später berichtet – an Bord des Katamaran merkt man davon nichts, hier schwankt sowieso alles.
Youtube: Erdbeben – da wackeln die Lampen im Speisesaal!
Fast im Hockegang geht’s dann etwa 200 Meter in eine feuchte, enge Höhle (Querschnitt siehe Beitragsbild), durch die das Bergwasser rauscht. Jetzt bloß kein Erdbeben, denke ich nichtsahnend. Dann folgt noch eine Bootsfahrt im Stillen und Stockdunklen, begleitet von Chinesen, die die Glühwürmchen-Höhle als Massenziel entdeckt haben. An der Decke, teils nur wenige Zentimeter über einem, schimmern im Stockdunklen Dutzende bläuliche Lämpchen und bilden Fantasie-Sternbilder.
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Bootsfahrt durch die Glühwurm-Höhle (links), ein bläulich leuchtender Wurm (rechts).
Was man im Dunklen nicht sieht: Mit dem Licht locken die Würmer Nahrung an – z.B. die sandflys. Von der Decke hängen zentimeterlange klebrige Fäden. Die Beute bleibt hängen, der Wurm ist nun fix und betäubt das Insekt und dann wünschen wir Menschen eine gesegnete Mahlzeit.
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Die klebrigen Fangfäden des Glühwurms hängen wie kleine Perlenschnüre von der Decke.
Insofern stimmt die Ãœberschrift dann doch wieder, denn der Wurm beißt ja nun sicher genußvoll in die Mücke. Nur dass das Würmchen eigentlich keines ist, sondern die Larve einer Fliege … stop. Das stimmt ja nicht, denn laut Herrn Lutz Fehling (Natur-Reiseführer – mit Neuseeland) schlüpfen aus der Larve Zweiflügler namens Mycetophilidae oder auf deutsch schlicht Pilzmücken. Wikipedia ist anderer Meinung, danach schlüpfen Arachnocampa luminosa aus der Familie der Langhornmücken. Aber egal, so oder so, diese Mücke sticht nicht und beißt nicht, sondern hat in ihrem kurzen, wenige Tage währenden Dasein nur eines im Sinn: den angenehmen Wunsch sich fortzupflanzen.
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Die Puppe hängt von der Decke (links), die Pilzmücke schlüpft (Mitte) und da ist sie (rechts).
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Beitragsbild: Rob Suisted, Nature’s Pic Images, Wellington, NEW ZEALAND, mit freundl. Genehmigung durch Real Journeys, 2012.
Verwendung des PICR-Logos mit freundlicher Genehmigung durch PICR, 19.05.2024.
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