Schon am 28. Juli 2022 hatte die Menschheit alles verbraucht. Alles, was die Erde bis zum 31. Dezember eines Jahres zur Verfügung stellt [1]. 2016 war der „Erdüberlastungstag“ noch am 7. August. Und 2015 war der Earth Overshoot Day sogar noch der 13. August gewesen, also 15 Tage später als 2022. Die Menschheit lebt auf Kredit.
Wir brauchen somit baldmöglichst eine zweite Erde, wenn die Menschheit so weitermachen will wie bisher. Rechnerisch brauchen wir die Erde II. sogar schon heute – jeweils für das 2. Halbjahr – und ab dem Jahre 2030 eine 3. Erde. Ãœbrigens: Würden alle 7,7 Milliarden Menschen [2] heute so leben wie in den USA, bräuchten wir schon jetzt 5 Planeten. Als Kolonie(en), deren Ressourcen wir ausbeuten könnten wie seinerzeit die europäischen Länder ihre Kolonien in Ãœbersee.
Was sollen wir also machen! Die Astronomie hat zum Glück in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt auf der Suche nach erdähnlichen Planeten oder „Klasse M – Planeten“ – wie es bei Startrek heißt. Jüngst wurde von Astronomen der Queen-Mary-Universität in London fast in Weltall-Nachbarschaft – nur 4,2 Lichtjahre entfernt – ein solcher Planet „entdeckt“, der im Sternsystem Proxima Centaury innerhalb der sogenannten habitablen Zone um eine rote Zwergsonne rotiert. Das lässt passable Temperaturen vermuten, bei denen Wasser sich nicht nur als Dampf zum Kaffeekochen eignet oder als tiefgefrorener Würfel im Scotch. Auch die Schwerkraft könnte so bemessen sein, dass ein Mensch dort nicht nur am Boden klebt wie eine Fliege am Leim, sondern bei einigem Training zum aufrechten Gang fähig wäre. Ein schwer romantischer Planet möglicherweise, mit ewig rötlicher Sonnenuntergangsstimmung, derzeit noch mit dem wenig romantischen Namen Proxima Centaury B. Störend wäre höchstens die lästige Röntgenstrahlung und gewöhnungsbedürftig, dass ein Jahr nur 11 Erdentage dauert, ein Tag dagegen Jahre. Leider gibt es noch kein Bild des Planeten, denn alle heute verfügbaren optischen Teleskope, einschließlich des Hubble-Teleskops in der Erdumlaufbahn, können ihn nicht erfassen. Vielleicht schafft es ja das 2021 ins All gestartete James Webb Space Telescope irgendwann?
Gäbe es die Beamtechnologie aus dem Startrek-Universum schon, könnten wir einfach nachschauen und den nächsten Sangria-Eimer locker auf Proxima B am rot beschienenen Meer des neuen Planeten saufen und so auch die knappe Wasserversorgung auf Mallorca und anderswo entlasten. Aber erst am 5. April 2063 wird ja bekanntlich der Warp-Antrieb von Zefram Cochrane erstmals erprobt, woraufhin die Vulkanier des Raumschiffs T’Plana Hath zu uns den Erstkontakt aufnehmen. Und selbst wenn wir die Beamtechnologie schon hätten, ihre Reichweite ist ja bekanntlich begrenzt.
Somit klafft also eine zeitliche Lücke von rund 44 Jahren, während der es ein Reise- und Transportproblem geben wird, selbst wenn wir Erde II. schon sicher ausgemacht hätten. Was nützt uns eine zweite Erde, wenn wir sie nicht – mit heutiger Raketentechnik und in einem vernünftigen Zeitrahmen – erreichen, erobern, besiedeln und gnadenlos ausbeuten können, so wie es die Menschheit immer mit neu entdeckten Ländern und Kontinenten gemacht hat! Vielleicht haben die Vulkanier – oder irgendwelche anderen Außerirdischen – ja ein Einsehen und helfen uns mit Warp-Weltraumfrachtern aus. Wobei die Vulkanier ja bekanntermaßen friedlich-logisch orientiert sind, „Lebe lang und in Frieden“. Hoffnung macht ein Ãœbersetzungsfehler, denn im Original heißt es: „Lebe lang und gut (prosper)“. Auf vulkanische Unterstützung können wir bei unserem Ausbeutungsvorhaben aber wahrscheinlich trotzdem nicht bauen.
Das Radioteleskop Ratan-600 im russischen Kaukasus zeichnete im Mai 2015 ein Radiosignal auf, das möglicherweise von einer intelligenten Spezies ausgesandt wurde. Es kommt aus dem Sternsystem HD 164595, wo bereits ein Neptun-großer Planet nachgewiesen werden konnte. Einer Hypothese zufolge wurde die Erde sogar gezielt angefunkt! 94 Jahre war das Signal unterwegs – entschlüsselt ist bisher allerdings nichts, auch wenn Forscher wie Seth Shostak vom amerikanischen Seti-Institut wohl daran arbeiten. Geantwortet haben wir auch noch nicht.
Vielleicht wollen uns die Außerirdischen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen, denn sie scheinen uns voraus zu sein. Vor 94 Jahren konnte die Menschheit noch kein so starkes Radiosignal ins All senden, wie wir es nun empfangen haben. Hoffentlich ist ihre Zivilisation nicht nur älter, sondern auch weiser als unsere. Ich könnte mir in dem Fall vorstellen, dass sie uns den Rat gäben, einfach nicht mehr zu verbrauchen, als vorhanden ist. Ein Gedanke, den die Menschheit schon vor 10.000 Jahren hatte, aber bis heute nicht beherrscht. Dann müssten wir auch keine Erde II. im Proxima-Centaury-System ausbeuten und die kleinen roten Außerirdischen dort abschlachten wie seinerzeit die Inkas, die nordamerikanischen Indianer oder die Hereros und Nama in Namibia. Kein Krieg um Öl, keine Flüchtlingsströme wegen Not und Elend. Wir würden auch keine außerirdischen Tier- und Pflanzenarten zum Aussterben bringen, wie es die Menschheit seit der letzten Eiszeit auf Erde I. in Rekordzeit geschafft hat und immer noch schafft.
Sie würden uns vielleicht sauer anfunken, Ihr Menschen benehmt Euch wie Läuse, die ihre Nahrungsgrundlage dumpf aussaugen, sich dabei grenzenlos vermehren und irgendwann die Pflanze vernichten, von der sie gelebt haben, woraufhin sie selbst verhungern. Welchen Grund gibt es, immer mehr Menschen zu zeugen, wo soll das hinführen? Habt Ihr mal darüber nachgedacht, Ihr unreifen Erdianer? 1900 gab es 1,6 Milliarden Menschen, 1950 2,53 Mrd., 2000 6,13 Mrd und heute (2016) sind es laut Weltbevölkerungsuhr 7,723 Mrd. 2100 werden es voraussichtlich 10 bis 13 Milliarden Menschen sein.
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Irgendwie hätten sie mit ihren Ermahnungen ja recht. Hoimar v. Ditfurth erkannte schon 1984 in der wachsenden Ãœberbevölkerung der Welt das Kernproblem [3]. Nach aktuellen Berechnungen des Club of Rome kommt es ab 2030 bis spätestens 2100 zum „overshoot and collapse“ der Menschheit, da die Ressourcen ausgehen werden (World3-Modell nach 30-Jahre-Update von 2004) [4]. Selbst bei einer 100%igen Recycling-Quote kann die Erde logischerweise nur einer endlichen Zahl Menschen Wohlstand und Nahrung bieten, das Maximum liegt bei ca. 9 Mrd.
Da wir diese einfache Rechnung nicht beachten, uns lieber über Religionen streiten, untereinander blutige Kriege führen, mit giftigen Chemikalien und radioaktiver Strahlung spielen, Tier- und Pflanzenarten ausrotten, uns aus dummer Angst um das Sozialversicherungssystem weiter ungehemmt vermehren, können wir nicht so hoch entwickelt sein, werden sich die Außerirdischen denken. Sie werden uns durchschauen: Wir können uns ja schon mit Menschen anderer Völker, Kulturen oder Hautfarbe nur schwer anfreunden, warum suchen wir dann so dringend angeblich friedlichen Kontakt zu Lebewesen anderer Planeten? Ãœber eine Funkpause würde ich mich nicht wundern – over and out.
Oder vielleicht sind sie gar nicht weise, sie interessieren sich für uns, wie sich Marienkäfer für Läuse interessieren oder Katzen für Mäuse, siehe den Film Independence Day. Für diesen Fall ist es glücklicherweise doch eher unwahrscheinlich, dass jemals der Warp-Antrieb oder etwas ähnliches erfunden wird. Die Gesetze der Physik isolieren uns im All von „den anderen“ – Glück gehabt.
Auf weitere Erden oder weise Außerirdische sollten wir nicht bauen. Wir müssen uns radikal ändern, auch wenn’s schwer fällt. Sonst bekommen wir in nächster Zukunft, was wir uns selbst eingebrockt haben.
195 Aufrufe – 26.07.2024
[1] msn.com: Globaler Erdüberlastungstag nach Anzahl der Tage mit einem ökologischen Ressourcen-Defizit von 1970 bis 2022. ▲
[2] Laut Weltbevölkerungsuhr gibt es aktuell (Stand September 2023) rund 8,06 Milliarden Menschen auf der Welt. ▲
[3] Hoimar von Ditfurth: So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen – es ist soweit, ISBN: 3-7632-3274-5. ▲
[4] Die Grenzen des Wachstums kann jeder selbst mit folgendem Online-Rechner ermitteln. Klar ist, dass die Lebensqualität für die meisten weniger reichen Menschen ab ca. 2040 stark abnehmen wird, wenn es so weiter geht. Die Geburtenrate nimmt zwar zu, die Sterblichkeit aber noch deutlich mehr. Die Lebenserwartung sinkt im Durchschnitt drastisch: Grenzen des Wachstums. ▲
Beitragsbild: William Alison Anders, Public Domain, via Wikimedia Commons: Earthrise viewed by Apollo 8. Bearb. v. Mirke, 22.07.2021.
758.1 Population Education Youtube-Terms, 22.07.2021. ▲