„White Island“ – auf Maori „Te Puia o Whakaari“ (direkte Ãœbersetzung: „der dramatische Vulkan“) – liegt etwa 50 Kilometer vor der „Bay of Plenty“ im Nordosten der Nordinsel Neuseelands in der Nähe der Städtchen Whakatane und Opotki. James Cook entdeckte die Insel am 1. Oktober 1769, als er durch die Bay of Plenty segelte. Angeblich nannte er sie so, weil sie ständig in eine weiße Wolke gehüllt war und angeblich hat er nicht bemerkt, dass es sich um einen Vulkan handelte. Wahrscheinlich hätte er sie sonst eher graue oder gelbe oder bunte Insel genannt, denn ihr Erscheinungsbild wird von Vulkanasche, erstarrter Lava und Sinter-Ablagerungen geprägt.
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Links: Schwefelige Ablagerungen am Vulkankrater, rechts: Ãœberreste der alten Schwefelfabrik.
Die „Weiße Insel“ ist der einzige daueraktive Vulkan Neuseelands und gilt als größte vulkanische Struktur Neuseelands. Die Insel-Spitze ragt gut 300 Meter über die Meeresoberfläche hinaus, der überwiegende Teil (1.600 Meter) liegt darunter. Einer begrenzten Zahl an Touristen (mit Atemschutzmaske) wird die Landung am alten Steg und eine geführte Besichtigung der verfallenen Arbeitersiedlung (Beitragsbild, Pfeil), der Schwefelfabrik-Ruinen und des Kratersees gestattet.
Bis 1914 wurde eine Schwefelmine betrieben. Bei einem Ausbruch wurden im gleichen Jahr die elf dort noch tätigen Bergleute getötet. Einige Jahre später wurde der Abbau wieder aufgenommen, allerdings lebten die Arbeiter nun auf einer sichereren Hochebene. Obwohl der Krater gelb gefärbt vom Schwefel erscheint, handelt es sich nur um eine dünne Oberflächenschicht. Zu wenig, um dauerhaft eine Schwefelmine zu betreiben, die dann in den 1930er Jahren folgerichtig endgültig aufgegeben wurde.
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Als wir in Rotorua ankommen, sticht mir ein Wasserflugzeug auf dem gleichnamigen See ins Auge. Ich buche einen 1 1/4-stündigen Flug bei fantastischer Sicht. Wir haben Glück, denn noch mittags gab es eine dichte Wolkendecke. Jetzt scheint die Sonne und nur einzelne Schäfchenwolken stehen am Himmel. Rasch nehmen wir auf dem See mit der kleinen Cessna 172 Fahrt auf, die schon bessere Tage gesehen hat. Wir fliegen in einer Höhe von rund 500 Metern und sehen jedes Schaf auf der Weide wie in einer Modelleisenbahn-Landschaft. Die Zeit vergeht wie im Fluge und nach gefühlten 5 Minuten kreuzen wir die Küstenlinie. Im Wasser sehen wir unter uns Delfine, wie kleine glitzernde Würmchen.
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Vor uns taucht die Vulkaninsel aus dem Dunst und wird rasch größer. Auf einem vorgelagerten Felsen sehen wir eine Vogelkolonie – vermutlich Basstölpel. Wir umrunden den Krater zweimal und haben einen ausgezeichneten Blick in die Kaldera, in der es blubbert und dampft, weiß und schwefelgelb. Der Kratersee selbst ist heute grau und kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Jeden Tag hat er eine andere Farbe, erklärt der Pilot. Wenn wir in die Nähe an der Kraterwand aufsteigender heißer Gase kommen, rumpelt es etwas. Zum Abschluß noch einen Flug knapp über eine Bergflanke (wahrscheinlich sind es mindestens 100 Meter Abstand, aber man verliert das Gefühl für Entfernungen) und schon geht’s zurück Richtung Festland.
Bei der Landung auf dem See hat man kurz das Gefühl, über ein Waschbrett zu rumpeln, dann wird es sehr glatt und wir trudeln gemütlich aus. Gefühlt war es eine grandiose Viertelstunde, tatsächlich waren es aber 75 Minuten.
318 Aufrufe – LDS: 07.06.2024
Beitragsbild: Mirke, 2012.
Verwendung des PICR-Logos mit freundlicher Genehmigung durch PICR, 19.05.2024.
847.1 Links: James Shook (= JShook), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons, bearb. v. Mirke, 17.06.2021. Rechts: David Broad, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons, 17.06.2021. ▲
847.3 Mirke, Youtube-Terms, 2012. ▲