Greifswald, 17. Januar 2025. Der deutsch-amerikanische Allround-Künstler Lyonel Feininger hielt sich zwischen 1906 und 1937 oft in Weimar auf, erkundete mit dem Rennrad das Umland und zeichnete
Im Sommer machte Feininger gerne Urlaub an der Ostsee, auf Rügen oder Usedom, bis nach Deep im heutigen Polen. Auch hier erkundete er per pedales Städte und Dörfer und zeichnete mit Vorliebe alte Kirchen wie z.B. die St. Petri-Kirche in Benz. Vielleicht daher wird dem Karikaturisten und Kubisten Feininger von evangelischer Seite her oft Sympathie entgegen gebracht.
Er gehörte der evangelisch-lutherischen Kirche an, war gläubiger Christ und blieb selbst ab 1933 weitgehend unpolitisch. Seine Werke wurden von den Nationalsozialisten als „entartet“ klassifiziert, der Künstler emigrierte erst 1937 in die USA
Bei viel Rennrad-Raserei kann man auch schon mal durcheinander kommen: 1930 entstand eine Zeichnung des Greifswalder Doms St. Nikolai, die der Künstler fälschlich mit „Stralsund I“ signierte (Abb. 1). Ganz ähnliche Perspektiven wählte Feininger auch bei anderen Werken: Stadtkirche Weimar (1929), Umpferstadt (1930), Blick auf die Blasii-Kirche in Nordhausen (1932 und 1947), Steeples of St. Blaise (1947), um nur einige zu nennen. Durch eine sich verengende, dunkle Gasse blickt man entlang der Häuserfassaden auf ein hochragendes Kirchengebäude im Zentrum des Bildes vor einem hellen Himmel. Im Eingangsbereich von St. Nikolai in Greifswald kann man einen Druck von Feiningers Aquarell-Zeichnung des Doms für 10 € erstehen.
Eine seiner ausgedehntesten Radtouren hatte Feininger Ende August 1928 von Swinemünde aus nach Westen unternommen, über Heringsdorf, Wolgast und Greifswald. In einem Brief aus der Stadt notierte er am 31. August 1928: „Rundgang durch die Stadt – viel gezeichnet und photographiert“
Feinigers Werk ist kunsthistorisch noch nicht vollständig erschlossen, insbesondere der umfangreiche Briefwechsel mit seiner Frau ist in einem Privatarchiv in den USA schwer zugänglich
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[1] Ab 1919 wirkte Feininger als Leiter der grafischen Werkstatt am Staatlichen Bauhaus Weimar mit – wikipedia.org: Lyonel Feininger. ▲
[2] Teile der Chorturmkirche wurden schon im 13. Jahrhundert errichtet – wikipedia.org: Dorfkirche Gelmeroda. ▲
[3] Informationstafel „Lichtskulptur“ in der Feiningerkirche Gelmeroda (2023). ▲
[4] wikipedia.org: Lyonel Feininger. ▲
[5] forschung-und-lehre.de: Lyonel Feininger-Biografie – „Als Lehrer zwiespältig, als Künstler berühmt“. ▲
[6] journal21.ch: Der zugängliche Moderne. Der Artikel erschien anlässlich der Feininger-Ausstellung in der Frankfurter Schirn (Römerberg) 2023/24. ▲
[7] Informationen der Ev. Domgemeinde St. Nikolai Greifswald zur Feininger-Zeichnung, entnommen aus: Lyonel Feininger. Erlebnis und Vision. Die Reise an die Ostsee 1892-1935, Regensburg 1992. ▲
[8] journal21.ch: Der zugängliche Moderne. ▲
[9] forschung-und-lehre.de: Lyonel Feininger-Biografie – „Als Lehrer zwiespältig, als Künstler berühmt“. ▲
Beitragsbild: Mirke, 2025. Greifswalder Dom St. Nikolai.
GS.1 Links: Museum Volkwang © VG Bild-Kunst, Bonn 2018. Rechts: Mirke, 2023. ▲
GS.2 Ev. Domgemeinde St. Nikolai Greifswald. Foto: Mirke, 2025. ▲