Steuer für’n Arsch?



Berlin, 11. Juli 2024. Die dänische Regierung hat beschlossen, auf Flatulenzen des Rindes, des Schweines und des Schafes eine Steuer zu erheben [1] – Haustiere wie Hunde und Katzen sind ausgenommen. Die Fürze des Viehs bestehen überwiegend aus Methan, das als Klimagas etwa 30-mal wirksamer ist als CO2. Die Nutztiere sind Dänemark nämlich dabei im Weg, bis 2045 klimaneutral zu werden, die dänische Landwirtschaft trägt etwa 35 Prozent zu den Gesamtemissionen des Landes bei [2]. Also sollen die Landwirte „zur Strafe“ 300 Kronen (40,20 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent berappen, hat die Regierung mit Verbänden vereinbart. Mit dem Geld will man u.a. die ökologische Umstellung der Landwirtschaft fördern, was Greenpeace begrüßt [3].

Andererseits sollen die Landwirte steuerlich wiederum entlastet werden, was sich dann nicht ganz erschließt (linke Tasche ./. rechte Tasche). Dadurch reduzieren sich die tatsächlichen Kosten ab 2030 für die Viehbauern zunächst auf 120 Kronen (16 Euro) pro Tonne CO2-Äquivalent. Unklar bleibt, ob und wie man den tatsächlichen CO2-Ausstoß messen will. Falls nur über Pauschalen abgerechnet würde (also pro Kuh wie in Neuseeland [4]), würde damit der Anreiz vermindert, umweltfreundlichere Kühe zu züchten oder den Ausstoß im Einzelfall mit Hilfe von Spezialfutter zu verringern. Die Agrarorganisation Landbrug og Fødevarer bezweifelt, dass es möglich wäre, den Klimagasausstoß einzelner landwirtschaftlicher Betriebe so exakt zu ermitteln, wie das für eine rechtssichere Berechnung einer CO2-Abgabe erforderlich wäre und spricht von einem „gigantischen Experiment“ auf Kosten der Landwirtschaft. Kritik gibt es auch vom dänischen Verband für nachhaltige Landwirtschaft und aus dem Wirtschaftsministerium, das den Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen prophezeit.

Mit den Einnahmen will man in Dänemark Weiden in Wälder umwidmen, Landwirte bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Produktion unterstützen, Technologien zur Reduzierung von Methanemissionen fördern und allgemein Projekte zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Anpassung an den Klimawandel finanzieren [5].

Ob die Steuer dem Klima tatsächlich hilft? Am ehesten ist wohl mit spürbar teurerer Milch und Butter und mit weiter steigenden Rindfleisch-Preisen zu rechnen – auch bei uns in Deutschland. Wir werden gezwungen, weniger europäisches Fleisch zu essen. Fleisch wird möglicherweise zunehmend aus Südamerika importiert. Die Superreichen werden sich wohl ihr regelmäßiges japanisches Kobe-Beef weiter leisten. Welche Alternativen gibt es? ➥ Tiefseebakterien gegen Kuhfürze.

23 Aufrufe – 21.07.2024


Fußnoten

[1] all-in.de: Von wegen nur heiße Luft: Dänemark will Furz-Steuer für Kühe, Schweine und Schafe einführen

[2] n-tv.de: Landwirte protestieren – Dänemark will Methanausstoß von Kühen besteuern

[3] spiegel.de: Als erstes Land der Welt – Warum Dänemark es schafft, eine Klimasteuer auf Fleisch und Milch einzuführen

[4] taz.de: Landwirtschaft in Dänemark – Die Kuh besteuern

[5] taz.de: Dänemark will Wind- und Solarenergie ausbauen, energetische Sanierung von Gebäuden fördern und effizientere Technologien finanzieren. 

Beitragsbild: Peggy und Marco Lachmann-Anke @ Pixabay, 2024.

sfa.1   Mirke, 2017.